In den frühen Morgenstunden des 6. Juli kam es in der türkischen Urlaubsregion Antalya zu einem erschütternden Zwischenfall: Ein aus einem Tierpark entlaufener Löwe griff einen schlafenden Mann an und verletzte ihn schwer. Nur durch bemerkenswerten Überlebenswillen und körperliche Stärke konnte sich der 53-jährige Süleyman Kır dem Angriff des Raubtiers widersetzen – und überleben.
Gegen 2:00 Uhr morgens gelang es dem männlichen Löwen „Zeus“, aus seinem Gehege im privaten Tierpark Aslan Diyarı („Löwenland“) im Bezirk Manavgat zu entkommen. Etwa drei Stunden später – rund einen Kilometer vom Gelände entfernt – fiel das Tier über Süleyman Kır her, der in einem Pistazienfeld schlief.
„Ich kämpfte um mein Leben“
Kır berichtet aus dem Krankenhaus:
„Ich hörte ein Rascheln. Als ich die Decke zur Seite zog, stürzte sich der Löwe auf mich. Er biss mich in die Waden und in den Hals. Ich habe geschrien, gerungen, niemand war da. In dem Moment schaffte ich es, seinen Hals zu packen und zuzudrücken. Wäre ich nicht stark genug gewesen, wäre ich heute tot.“
Seine Frau Gülperi, die neben ihm geschlafen hatte, schildert ebenfalls dramatische Szenen. Zunächst hielt sie das Tier für einen großen Hund. Erst als sie sich aufrichtete, erkannte sie mit Entsetzen: Es war ein Löwe. „Ich war wie gelähmt“, sagt sie. „Wir haben 15 bis 20 Minuten gekämpft, mein Mann und das Tier. Ich habe Hilfe gerufen, niemand wusste, was los war.“
Erst später konnte Süleyman Kır mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Dort wurde er nach erster Versorgung in Manavgat ins Akdeniz-Universitätskrankenhaus in Antalya verlegt.
Flucht, Fahndung und tödliches Ende
Nach Bekanntwerden des Vorfalls begannen Polizei, Gendarmerie und Mitarbeiter der Naturschutzbehörde mit einer großangelegten Suchaktion. Drohnen wurden eingesetzt, Sicherheitskräfte warnten Anwohner der umliegenden Stadtteile Ilıca und Kumköy, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Als der Aufenthaltsort des Löwen schließlich festgestellt werden konnte, wurde das Tier von Jägern mit Schrotflinten getötet. Ein lebendiger Fang sei laut Behörden aufgrund der akuten Gefährdungslage nicht möglich gewesen.
Kritik an Tierparkbetreibern
Süleyman Kır erhebt schwere Vorwürfe gegen die Betreiber des Zoos.
„Man baut keinen Tierpark neben einer Schnellstraße, ohne Sicherheitsvorkehrungen, ohne Schutz für die Menschen. Ich werde alle zur Verantwortung ziehen“, sagt er. Der Tierpark wurde umgehend von den Behörden versiegelt, eine Untersuchung wurde eingeleitet. Laut Angaben der Regionaldirektion für Naturschutz befinden sich dort rund 30 Löwen.
Auch die Provinzverwaltung von Antalya kündigte rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen an. Der Vorfall werde gemäß dem türkischen Tierschutzgesetz geprüft.