Geheime Tunnel in Antalya: Luxushotels untergraben Naturschutzgebiet

12.05.2025 – 12:00 Uhr

In Antalya sorgt ein Umweltskandal für Aufsehen: Zwei Fünf-Sterne-Hotels im Stadtteil Muratpaşa haben offenbar heimlich Tunnel in die berühmten Felsenklippen (Falezler) gegraben, um ihren Gästen den Zugang zum Meer zu erleichtern. Die betroffenen Felsen befinden sich in einem als besonders schützenswert ausgewiesenen Gebiet. Nun ermitteln die Behörden.

Wie bekannt wurde, existieren die illegal gebauten Tunnel bereits seit Jahren. Die Gemeindeverwaltung von Muratpaşa versiegelte die Zugänge bereits 2014 und erneut 2024 – offenbar ohne nachhaltigen Erfolg. Erst durch Videos von Hotelgästen in den sozialen Medien wurde das Ausmaß der Eingriffe öffentlich sichtbar.

Prof. Dr. Nihat Dipova von der Fakultät für Bauingenieurwesen der Akdeniz Universität erklärt, dass der Wunsch, von den Klippen ins Meer zu gelangen, bei Einheimischen und Touristen weit verbreitet ist. Allerdings, so Dipova, dürfe dies nicht auf Kosten eines der wichtigsten Naturdenkmäler der Region geschehen. „Der Bau von Treppen, Aufzügen oder Tunneln mag praktisch erscheinen, zerstört aber die natürliche und visuelle Integrität der Klippenlandschaft“, warnt der Experte.

Die Falezler gelten als Wahrzeichen Antalyas und stehen unter strengem Naturschutz. Allerdings wurden einige Gebiete im Laufe der Zeit aus dem Schutzstatus herausgenommen oder nie unter Schutz gestellt. Dipova fordert eine offene Diskussion über den Umgang mit dem Naturerbe: „Wir brauchen eine vorurteilsfreie Debatte mit Zivilgesellschaft, Behörden und Experten. Die Frage muss lauten: Was gewinnen wir, was verlieren wir?“

Vor allem in den Wintermonaten sind die Steilküsten extremen Wetterbedingungen wie Stürmen und starkem Wellengang ausgesetzt. Das erhöht nicht nur die Gefahr von Bauschäden an den illegal errichteten Strukturen, sondern gefährdet auch die Sicherheit der Menschen. Dipova weist auch auf den ökologischen Wert der Region hin: „Die Falezler beherbergen einzigartige Lebensräume – darunter seltene Vogelarten, Pflanzen und eine große Fledermauskolonie. Jede Baumaßnahme gefährdet dieses empfindliche Ökosystem“.