Ein Meer aus Farben: Antalyas “Teppich-Felder” begeistern die Welt

21.06.2025 – 17:00 Uhr

In den sonnenverwöhnten Ebenen des Bezirks Döşemealtı in Antalya erstreckt sich ein ungewöhnliches, farbenprächtiges Schauspiel: Tausende handgewebte türkische Teppiche und Kelims liegen dort auf offenen Ackerflächen – nicht zum Trocknen, sondern zur gezielten Verfärbung durch Sonnenlicht.

Die Teppiche stammen aus verschiedenen Regionen Anatoliens und werden zunächst in der Südwesttürkei gewaschen, repariert und in sterilen Becken von Keimen befreit. Danach beginnt der eigentliche Veredelungsprozess: Die Teppiche werden auf abgeernteten Feldern ausgebreitet, regelmäßig gewendet und der intensiven Sommerhitze ausgesetzt. Ziel ist es, ihre kräftigen Farben in zarte Pastelltöne zu verwandeln – eine Optik, die auf dem internationalen Markt stark gefragt ist.

Die klimatischen Bedingungen in Döşemealtı – heiß, sonnig und trocken – sind ideal für diese traditionelle Technik. Jedes Jahr durchlaufen mehr als 15.000 handgefertigte Teppiche diese sogenannte „Sonnenbehandlung“. Die Prozedur festigt nicht nur die Farben, sondern erhöht auch den ästhetischen und finanziellen Wert der Teppiche, die Preise zwischen 3.000 und 400.000 Türkische Lira erzielen können.

Um die hochwertigen Stücke vor Regen oder Diebstahl zu schützen, werden sie nachts oft von Feldwächtern bewacht. Nach Abschluss der Behandlung – in der Regel bis September – werden die Teppiche erneut gereinigt und vor allem in Länder wie die USA exportiert, wo die Nachfrage nach traditionellen türkischen Textilien weiterhin hoch ist.

Die „Teppichfelder“ sind längst nicht mehr nur Teil eines handwerklichen Prozesses, sondern haben sich zu einem beliebten Fotomotiv und Touristenmagnet entwickelt. Besucher halten an, um das patchworkartige Farbspiel aus Rot-, Blau- und Erdtönen zu fotografieren. Auch Künstler und Filmemacher nutzen das einzigartige Panorama als Kulisse für Musikvideos oder Filmszenen.

„Es gibt Leute, die kommen nur hierher, um Fotos zu machen“, sagt Hatice Kaçar, Mitarbeiterin eines regionalen Teppichhändlers in Karataş. „Wir freuen uns, türkische Teppichkunst und unsere regionalen Muster in die Welt zu tragen. Es ist harte Arbeit unter der Sonne, aber die Aufmerksamkeit ist jede Mühe wert.“

Viele der Teppiche zeigen traditionelle Yörük-Motive, die die nomadische Kultur Anatoliens widerspiegeln. Doch nicht nur das Design, auch die Herstellungsmethode macht ihren Wert aus. „Die Teppiche werden mit Wurzelfarben und auf alten Webstühlen gefertigt. Das ist es, was sie so besonders macht“, erklärt İbrahim Ak, der in den Feldern arbeitet.