Archäologisches Museum Antalya schließt für Besucher – Abrissbeschluss sorgt für Proteste

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16.07.2025 – 19:00 Uhr

Das Antalya Archäologische Museum, eines der bedeutendsten Museen der Türkei, wird ab dem 16. Juli 2025 für Besucher geschlossen. Grund dafür ist ein Abrissbeschluss des Kultur- und Tourismusministeriums, das auf dem Gelände einen modernen Museumsneubau errichten lassen will. Die Entscheidung hat in der Stadt heftige Diskussionen ausgelöst.

Das 1972 eröffnete Museum, das auf einem preisgekrönten Architekturentwurf basiert, soll laut Ministerium nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards entsprechen und sei erdbebengefährdet. Doch viele Experten und zivilgesellschaftliche Gruppen stellen diese Begründung infrage – insbesondere, da bisher kein offizielles Gutachten veröffentlicht wurde, das die bauliche Unsicherheit belegt.

„Transparenz fehlt – Risiken für Kulturgüter und Mitarbeitende“

Dr. İrfan Kuruüzüm, Vorsitzender der Kultur-Sen-Region Antalya, kritisierte das Vorgehen scharf: „Wenn ein Abriss wegen Erdbebengefahr beschlossen wurde, dann muss das entsprechende Gutachten öffentlich gemacht werden. Ein solch einschneidender Schritt darf nicht ohne Rücksprache mit Fachleuten, NGOs, Universitäten und der Öffentlichkeit erfolgen.“ Kuruüzüm warnte zudem davor, dass die Sicherheit der wertvollen archäologischen Objekte sowie der Beschäftigten gefährdet sei. Viele wüssten nicht, wie und wohin die Exponate transportiert werden sollen. Eine Vorbereitung nach internationalen Standards sei bislang nicht erkennbar.

Stadtplaner: Erhalt und Erweiterung statt Abriss

Auch der Stadtrat von Antalya schlägt in einem aktuellen Bericht vor, das bestehende Museumsgebäude zu erhalten und stattdessen durch eine Erweiterung – unter Einbeziehung angrenzender staatlicher Grundstücke – ein modernes Museumsareal zu schaffen. Ein zweistufiger Architekturwettbewerb könnte das zukünftige Museumskonzept liefern. Damit könnte ein echtes „Regionales Kulturzentrum“ entstehen, ohne das architektonisch und historisch wertvolle Gebäude abzureißen.

Tourismusbranche will Großprojekt im EXPO-Gelände

Aus der Hotellerie kommt unterdessen eine andere Idee: Der Vorsitzende des Hotelierverbands ANTÜRSAD, Alp Özel, schlägt vor, das EXPO-Gelände im Osten der Stadt zu nutzen, um dort ein neues, weltweit beachtetes Museum zu errichten. „Das heutige Gebäude ist veraltet – moderne Technologien zur Klimatisierung, Beleuchtung, Sicherheit und Digitalisierung sind für den Schutz dieser einzigartigen Funde unerlässlich“, sagte Özel. Als Vorbild nennt er das Grand Egyptian Museum in Gizeh.

Viele Fragen bleiben offen

Trotz aller Vorschläge und Einwände steht fest: Ab dem 16. Juli bleibt das Museum geschlossen. Was genau mit den wertvollen Ausstellungsstücken geschieht, ist bislang unklar. Auch wie lange der Neubau dauern wird, wurde nicht bekanntgegeben. Während die Regierung den Wandel als Modernisierung sieht, befürchten Kritiker einen irreversiblen Verlust kulturellen Erbes – nicht nur in baulicher, sondern auch in identitätsstiftender Hinsicht.