Um das Erneuerungsprojekt des Archäologischen Museums Antalya kursierten zuletzt hitzige Gerüchte: Es war von einem geplanten Hotelbau auf dem Museumsgelände, einer Verlagerung des Museums oder gar einer privaten „Verschacherei“ die Rede. Diese Spekulationen wurden nun von offizieller Seite entschieden zurückgewiesen. Birol İnceciköz, Generaldirektor für Kulturgüter und Museen im türkischen Kultur- und Tourismusministerium, stellte klar: „Es wird nichts abgerissen oder verkauft – das Museum wird modernisiert, aber nicht entfernt.“
Wissenschaft statt Willkür
Auslöser für die umfassende Erneuerung seien nicht politische Beschlüsse, sondern die alarmierenden Ergebnisse mehrerer technischer Gutachten gewesen. Das bestehende Museumsgebäude, das 1972 eröffnet wurde, weist massive strukturelle Mängel auf, die eine Sanierung unmöglich machen. Hohe Feuchtigkeitsbelastung, Korrosion, statische Probleme sowie schwere Schäden an tragenden Säulen machen eine Nutzung des Baus laut den Expert:innen gefährlich.
Architekt Ersin Yasin Öztürk erklärte, dass einzelne Stützsäulen nur noch eine Druckfestigkeit von 5,09 MPa aufwiesen – ein Wert, der weit unterhalb der erforderlichen Sicherheitsnormen liegt. Die Erschütterungen durch die nahe gelegene Straßenbahnlinie hätten die Struktur weiter geschwächt, sodass laut Öztürk „die Sicherheit von Besucher*innen und Mitarbeitenden nicht mehr gewährleistet“ sei. Ein Abriss des bestehenden Gebäudes sei deshalb keine Option, sondern eine zwingende Notwendigkeit.
Neues Museum für eine moderne Stadt
Das neue Museumsgebäude soll nach Angaben des Ministeriums auf dem gleichen Grundstück errichtet werden – größer, sicherer und mit einem modernen Konzept, das sowohl geschlossene Ausstellungsräume als auch offene Kulturflächen beinhaltet. Die Investitionssumme beträgt rund 2,5 Milliarden Türkische Lira, die Fertigstellung ist für die Sommersaison 2026 geplant.
Der Standort des Museums bleibt erhalten. Während der Bauphase werden die historischen Artefakte in speziell gesicherten Depots untergebracht. Auch die umliegende Natur wird geschützt. Alle Bäume auf dem Gelände bleiben erhalten. Ihre Positionen wurden dokumentiert und in die Bauplanung integriert. Das neue Gebäude soll ein offenes Kultur- und Begegnungszentrum und nicht nur ein klassisches Museum werden.
Transparente Planung, öffentliche Beteiligung
Von Beginn an habe das Ministerium einen offenen und partizipativen Prozess angestrebt, betonte Birol İnceciköz. So seien regelmäßig Gespräche mit der Stadtverwaltung, dem Architektenverband und zivilgesellschaftlichen Organisationen geführt worden. Die architektonischen Entwürfe stammen von einem Büro, das sich ehrenamtlich am Projekt beteiligt hat. Sie wurden in öffentlichen Informationsveranstaltungen vorgestellt.
Kritik von Gruppen, die sich erst spät in die Diskussion eingeschaltet haben, wies İnceciköz als wenig konstruktiv zurück: „Es handelt sich hier nicht um ein Projekt hinter verschlossenen Türen. Alle Beteiligten hatten jederzeit Zugang zu den Informationen.“
Auch Architekt Öztürk wies die kursierenden Vorwürfe einer angeblichen „Kommerzialisierung” der Museumsfläche entschieden zurück: „Diese Spekulationen entbehren jeder Grundlage. Das Gelände bleibt in öffentlicher Hand und wird weiterhin ausschließlich kulturellen Zwecken dienen.“
Kultur mit Weitblick
Das Projekt ist Teil einer größeren kulturpolitischen Vision des Kultur- und Tourismusministeriums unter Minister Mehmet Nuri Ersoy. In den letzten Jahren sei das archäologische Erbe der Türkei verstärkt in den Fokus gerückt worden: Ausgrabungssaisons seien verlängert, die Forschung intensiviert und lokale Expert:innen gefördert worden. Das neue Museum ist ein weiterer Schritt, um Kultur nicht nur zu bewahren, sondern auch lebendig erlebbar zu machen.
Der Generaldirektor brachte das Ziel des Projekts auf den Punkt: „Wir wollen ein Museum schaffen, auf das die Menschen in Antalya und in der ganzen Türkei stolz sein können – ein Haus für Geschichte, Wissen und Begegnung. Und das alles unter dem Leitbild der Transparenz und im Dienst der Öffentlichkeit.“