Türkei: Streit um “Fahrradtaxi”-Projekt in İzmir – Umweltfreundliche Idee spaltet Politik und Berufsverbände

19.10.2025 – 12:00 Uhr

Ein von der Stadtverwaltung İzmir vorgeschlagenes Projekt zur Einführung sogenannter „Fahrradtaxis“ hat in der westtürkischen Metropole eine lebhafte Debatte ausgelöst. Das Vorhaben, das während der Oktobersitzung des Stadtrats vorgestellt wurde, soll umweltfreundliche Kurzstreckenfahrten mit elektrisch betriebenen Dreirädern ermöglichen.

Der Vorschlag wurde zunächst an die Verkehrs- und Gewerbekommissionen des Stadtrats zur weiteren Prüfung verwiesen. Geplant ist, dass die kommunale Verkehrsgesellschaft İZULAŞ das System betreibt, die Routen festlegt, das Personal einstellt und den laufenden Betrieb organisiert.

Nach den bisherigen Planungen sollen die elektrisch betriebenen Dreiräder mit Fahrpersonal auf festen Strecken verkehren. Sie sollen kurze, komfortable Fahrten ermöglichen – insbesondere in Bereichen mit dichtem Verkehr oder eingeschränktem Zugang für motorisierte Fahrzeuge. Das Projekt gilt als Teil der städtischen Bemühungen, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten und den CO₂-Ausstoß zu reduzieren.

Bürgermeister Cemil Tugay betonte, ähnliche Modelle existierten bereits in europäischen Städten wie London oder Mailand. „Diese Fahrzeuge, elektrisch betrieben und vor allem saisonal im Einsatz, sollen insbesondere in touristischen Zonen ein angenehmes, umweltfreundliches Fortbewegungsmittel bieten“, erklärte Tugay.

Das Projekt stößt jedoch nicht überall auf Zustimmung. Erkan Özkan, Vorsitzender der İzmirer Taxi- und Fahrervereinigung, äußerte Bedenken angesichts der ohnehin angespannten Verkehrssituation in der Stadt. „Solche Projekte sollten erst umgesetzt werden, wenn die bestehenden Verkehrsprobleme gelöst sind“, sagte Özkan. Grundsätzlich befürworte man das Konzept als nostalgische und ökologische Alternative für ältere Menschen und Touristen – „solange es nicht als Konkurrenz zu Taxis verstanden wird“.

Zudem lehnt der Verband die Bezeichnung „Fahrradtaxi“ ab, da diese seiner Ansicht nach ein falsches Bild von der Tätigkeit professioneller Taxifahrer vermittle.

Auch politisch blieb die Initiative nicht ohne Kritik. Der CHP-Abgeordnete Tuncay Özkan bezeichnete das Projekt scharf als „moderne Form der Ausbeutung“. Bürgermeister Tugay wies diese Vorwürfe entschieden zurück: „Das ist eine haltlose Interpretation.“

Sollte das Projekt wie geplant umgesetzt werden, wäre İzmir eine der ersten türkischen Großstädte mit einem kommunal betriebenen „Fahrradtaxi“-System – und damit ein Vorreiter in Sachen nachhaltiger städtischer Mobilität.