Türkei: Sensationelle Funde in Aizanoi – Überreste des Zeus-Tempels freigelegt

28.09.2025 – 18:00 Uhr

 Bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Aizanoi im Landkreis Çavdarhisar der westtürkischen Provinz Kütahya sind architektonische Überreste des Zeus-Tempels ans Licht gekommen.

Aizanoi, das seit 2012 auf der Tentativliste des UNESCO-Weltkulturerbes steht, beherbergt einen der weltweit am besten erhaltenen Zeus-Tempel. Die Ausgrabungen werden im Rahmen des „Heritage for the Future Project“ vom Generaldirektorat für Kulturerbe und Museen des Kultur- und Tourismusministeriums unterstützt. An dem Projekt sind Wissenschaftler verschiedener Universitäten, zehn Techniker und 50 Arbeiter beteiligt.

Die Leitung der Ausgrabungen liegt bei Prof. Gökhan Coşkun von der Archäologieabteilung der Universität Kütahya Dumlupınar.

Prof. Coşkun erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Agency, dass seit Juni vor allem das Gebiet rund um den Zeus-Tempel ausgegraben wird. Der Tempel, das bedeutendste Bauwerk der antiken Stadt aus der Römerzeit, steht seit rund 2000 Jahren und gilt als weltweit besterhaltener Zeus-Tempel. Dennoch haben Erdbeben und Naturkatastrophen im Laufe der Jahrhunderte die Struktur beschädigt und bedrohen sie weiterhin.

Der Bau des Tempels begann etwa im Jahr 92 n. Chr. unter Kaiser Domitian und wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts unter Hadrian fertiggestellt. Später wurde der Tempel in der byzantinischen Zeit zu einer Kirche umfunktioniert und diente im 13. Jahrhundert den Çavdar-Tataren als eine Art Festung.

Ziel der Ausgrabungen ist es, fehlende architektonische Fragmente für die Restaurierung zu sichern. „Wir haben begonnen, die Umgebung der Anlage zu untersuchen, um unter der Erde verborgene Stücke für die Restaurierung freizulegen. Dabei fanden wir weit mehr gut erhaltene Bauelemente als erwartet. Außerdem bestätigten wir, dass der Tempel auf einem etwa 3 Meter hohen Podium von 55 mal 35 Metern steht. Wir entdeckten auch Brüstungselemente dieses Podiums“, so Coşkun.

Gräber aus byzantinischer Zeit entdeckt

Die Ausgrabungen förderten zudem Gräber aus der byzantinischen Periode zu Tage. „Im Südost-Eck des Tempels begannen wir mit der Freilegung zahlreicher Gräber. Diese stammen aus der Zeit, als der Tempel als Kirche genutzt wurde. Bisher konnten wir 19 Gräber identifizieren, wir erwarten aber noch weitere“, erklärte der Archäologe.

Des Weiteren wurde festgestellt, dass der Innenhof des Tempels vollständig mit Marmorplatten gepflastert ist, von denen einige außergewöhnlich gut erhalten sind und nun freigelegt wurden.

Prof. Coşkun betonte die Stabilität des Fundaments: „Unter dem Tempel befindet sich eine gewölbte Galerie, eine sogenannte ‚Crypta‘. Viele Steine sind noch an ihrem ursprünglichen Platz und bilden eine sehr solide Basis für den Tempel.“

Die Restaurierungs- und Vermessungsarbeiten sind bereits vorbereitet. Die Ausgrabungen und Vorarbeiten werden voraussichtlich bis Jahresende andauern, um die anschließenden Restaurierungsarbeiten im kommenden Jahr zu ermöglichen.