(DHA) Mit dem Klimawandel verändert sich auch die Unterwasserwelt der Ägäis und des östlichen Mittelmeers dramatisch. Eine der neuesten Bedrohungen ist der langstachelige Seeigel Diadema setosum, der sich in den letzten Jahren massiv entlang der türkischen Küstenregionen ausbreitet. Die invasive Art stammt ursprünglich aus dem Indopazifik und ist über den Suezkanal ins Mittelmeer gelangt.
Prof. Dr. Ali Ulaş von der Fakultät für Fischereiwissenschaften der Universität Ege warnt: „Dieser Seeigel verdrängt heimische Fischarten wie Zackenbarsche und Lippfische, indem er ihre natürlichen Lebensräume besetzt. Zudem ist er für Fressfeinde aufgrund seiner langen, giftigen Stacheln kaum angreifbar.“
Vom Fremdling zum Problemfall
Die steigenden Meerestemperaturen – teils bis zu 31 Grad in der Bucht von Gökova – schaffen ideale Bedingungen für tropische Arten wie den Diadema setosum. Die Tiere vermehren sich rasant und können in manchen Küstenabschnitten in einer Dichte von 20–30 Tieren pro Quadratmeter auftreten.
„Unsere einheimischen Seeigelarten werden von Fischen wie der Goldbrasse gefressen“, erklärt Prof. Ulaş. „Aber dieser invasive Seeigel wird wegen seiner giftigen Stacheln gemieden. Er hat praktisch keine natürlichen Feinde im Mittelmeer.“
Gefahr für Badegäste
Der langstachelige Seeigel ist nicht nur eine Bedrohung für das Ökosystem, sondern auch für Menschen. Seine bis zu 30 cm langen Stacheln sind scharf und können bei Kontakt starke Schmerzen verursachen. Verletzungen können beim Schwimmen oder Tauchen passieren, wenn man versehentlich auf ihn tritt oder ihn berührt.
Prof. Ulaş rät zur Vorsicht: „Sollte man gestochen werden, ist es wichtig, die Stacheln schnell zu entfernen und die betroffene Stelle mit heißem Wasser zu behandeln. So wird das Eiweißgift inaktiviert und seine Ausbreitung im Körper verhindert.“
Von Fethiye bis Izmir – Ausbreitung schreitet voran
Zunächst wurde die Art in südlichen Regionen wie Fethiye, Göcek und der Gökova-Bucht beobachtet. Doch mittlerweile erreichen Sichtungen auch die Küsten bei Izmir, was eine weitere Ausbreitung entlang der Ägäis wahrscheinlich macht.
Zwar hatte sich die Population in den letzten Jahren durch eine mysteriöse Pilzkrankheit vorübergehend reduziert – doch in diesem Jahr sind die Seeigel wieder in hoher Zahl zurück. „Wir beobachten die Situation genau“, betont Prof. Ulaş.
Was Badegäste tun sollten
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Wasserschuhe tragen, besonders in felsigen Küstenabschnitten.
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Vorsicht beim Schnorcheln und Tauchen, da die Tiere sich unter Felsen oder in Felsspalten verstecken.
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Bei Stichverletzungen: Stachelreste entfernen, die Wunde mit heißem Wasser behandeln und bei Bedarf ärztliche Hilfe aufsuchen.