Türkei: Nach den Bränden kommt die Flut – İzmir steckt in der Doppelkrise

11.12.2025 – 14:00 Uhr

In İzmir haben anhaltende Regenfälle erneut zahlreiche Bezirke unter Wasser gesetzt. Koray Çetin Önalan, Vorsitzender der Izmir-Sektion der Türkischen Kammer der Geologieingenieure, macht dafür vor allem die schweren Waldbrände des vergangenen Sommers verantwortlich. Sie hätten großflächig Vegetation zerstört und damit den Boden seiner natürlichen Schutzfunktion beraubt. „Die aktuellen Überflutungen sind typische Sekundärkatastrophen nach Waldbränden. Bis zum Ende der Regenzeit werden weitere Überschwemmungen folgen“, warnte er.

Zerstörte Vegetation begünstigt Überflutungen

Vor allem Seferihisar, Çeşme, Dikili und Foça seien im vergangenen Jahr erheblich von Bränden betroffen gewesen. Mit Beginn der Regenzeit häufen sich in diesen Regionen nun Überschwemmungen, Überflutungen und Sturzfluten. „Durch die Schäden im Wald und in den natürlichen Entwässerungsgebieten werden Regenmengen nicht mehr ausreichend aufgenommen. Kuru Bachbetten und Einzugsgebiete leiten das Wasser ungebremst ins Stadtgebiet“, erklärte Önalan. Die betroffenen Waldflächen und Flussläufe müssten dringend renaturiert und technisch gesichert werden.

Neben den Überflutungen steige auch das Risiko für starke Erosion und damit verbundene Bodenverluste deutlich an.

“Wenn alles asphaltiert wird, sind Überschwemmungen unvermeidbar”

Ein weiterer Hauptfaktor sei die massive Versiegelung der Städte durch Asphalt und Beton. „Regenwasser muss zum Teil versickern können. Wenn wir alles zubetonieren, kann das Wasser nicht in den Boden eindringen – und sammelt sich auf den Straßen. Dann sind Überflutungen unausweichlich“, so Önalan.

Für Nebenstraßen und Fußwege plädiert er für wasserdurchlässige Materialien wie Pflastersteine oder spezielle poröse Beläge, die das Eindringen des Niederschlags ermöglichen.

Kritik an unzureichender Regenwasser-Infrastruktur

Die Regenwasser-Infrastruktur in İzmir sei unzureichend und müsse dringend erneuert werden, betonte der Experte. Derzeit fließe das Regenwasser ungenutzt in Flüsse und schließlich ins Meer. Dabei könnten große Teile davon gespeichert und etwa für Bewässerung, Reinigung oder städtische Grünflächen genutzt werden.

„Wir brauchen ein starkes Entwässerungssystem und ein städteweites Konzept, das Straßenbau, Kanalisation und Regenwassernutzung gemeinsam denkt“, sagte Önalan. Andernfalls würden Starkregenereignisse weiterhin zu erheblichen Schäden führen.