Geisterstadt zum Strand

Herbstwanderung nach Ölüdeniz

Die Sommermonate in der Türkei sind für Wanderungen oft zu heiß. Dahingegen bietet das milde Herbstklima beste Voraussetzungen.
(Bildquelle: Pexels.com)
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24.10.2023 – 10:22 Uhr

Die Sommermonate in der Türkei sind für Wanderungen oft zu heiß. Dahingegen bietet das milde Herbstklima beste Voraussetzungen. Eine der schönsten Touren verläuft in der Region Mugla nicht weit von Fethiye und beginnt in der Geisterstadt Karaköy.

Die von Karaköy nach Ölüdeniz führende fünf Kilometer lange Wanderroute wird gern für Schnupperwanderungen auf dem Lykischen Weg empfohlen, weil sie auch von Anfängern zu meistern ist. Nichtsdestotrotz sollte man festes Schuhwerk tragen, denn ein Abschnitt fällt steil über unebenen Boden ab. Für die ca. dreistündige Tour sollte man sich außerdem mit Trinkwasser versorgen. Unterwegs gibt es dafür keine Möglichkeit.

Heimat von Christen und Muslimen

Start ist in der Geisterstadt Karaköy, die ca. 15 Kilometer von Fethiye und fünf Kilometer von Hisanrönü entfernt liegt. Wer keinen Mietwagen hat, kann mit dem Dolmus hinfahren. Karaköy hat eine eigene Bushaltestelle. Im Ort startet man von der oberen der beiden Kirchen. Manchmal kann man das Gebäude auch betreten, was sich wegen der Kieselsteinmosaike lohnt. Links vom Eingang der Kirche, am Kopf einer Gasse, liegt der Ausgangspunkt der Wanderroute, die mit rot-gelbem Zeichen markiert ist.

Karaköy hieß einst Levissi und entstand im 18. Jahrhundert. Dabei wurden die Häuser so in den Felshang gebaut, dass keines einem anderen die Sicht versperrte. Ein kleines Kunststück bei 3.500 Häusern. 25.000 griechische Christen und türkische Muslime sollen in der einst lebhaften Siedlung mit Schulen, Apotheken und einer Zeitungsredaktion zu Hause gewesen sein. Nach dem Bevölkerungsaustausch besiedelten Türken den unteren, neueren Teil der Stadt und überließen das alte Karaköy sich selbst. Erst sehr spät wurde es unter Denkmalschutz gestellt; so sind heute nur noch etwa 500 Gebäuderuinen übrig.

Bildquelle: DHA

Über Ebenen und durch Wälder zur azurblauen Bucht

Nach einem Spaziergang durch die Gassen der Geisterstadt folgt man dem markierten Pfad den Berghang hinauf, wo sich ein letzter, fabelhafter Ausblick auf die verlassene Siedlung bietet. Von nun an führt die Route über flaches, von wilden Pflanzen bewachsenes Gelände, das beinahe unmerklich wieder abfällt. Noch in der Ferne sieht man bald das Ziel, zu dem man unterwegs ist.

Ein Trampelpfad führt in einen Pinienwald, der sich nach ca. eine halben Stunde wieder öffnet und den Wanderer vor ein atemberaubendes Mittelmeerpanorama stellt. Auf dem folgenden Abschnitt gibt es einige Spots, die sich für ein Picknick anbieten. Danach wartet der schwierigste Teil der Wanderung, denn der Pfad fällt nun steil ab und ist felsig. Im Zickzack führt er weiter und weiter hangabwärts. Der erste Blick auf die malerische Bucht von Ölüdeniz entlohnt die Strapazen des Abstiegs. Von nun an hat man das Ziel ununterbrochen im Blick.

Wandert man im Sommer dringt Musik vom Strand herauf. Doch im Herbst ist es still. Der Strand ist geschlossen und leer, doch es gibt ein Restaurant, das ganzjährig geöffnet hat und kühle Getränke, frischen Fisch und leckeres Pide serviert.