Wieder Großrazzia im türkischen Fußball: Prominente Profis, darunter TV-Experte Ahmet Çakar, festgenommen

05.12.2025 – 12:00 Uhr

Im Rahmen der laufenden Ermittlungen zu mutmaßlichen Wettmanipulationen im Profifußball kam es in der Türkei zu einer breiten Polizeirazzia. Die Staatsanwaltschaft Istanbul nahm insgesamt 46 Personen aus dem Umfeld verschiedener Vereine und Ligen ins Visier. 35 Verdächtige, darunter mehrere aktive Spieler und Klubfunktionäre sowie der frühere Schiedsrichter und heutige TV-Experte Ahmet Çakar, wurden festgenommen.

Die Razzia steht im Zusammenhang mit der zweiten Phase der sogenannten „Futbolda Bahis Soruşturmaları“, einer umfangreichen Serie von Ermittlungen zu illegalen Wetten und mutmaßlicher Spielmanipulation. Ausgelöst wurde die Untersuchung durch Hinweise der Finanzaufsicht MASAK sowie durch Daten legaler Wettanbieter. Zusätzlich wurden frühere Entscheidungen des Profidisziplinargerichts ausgewertet, die bereits Sanktionen gegen mehr als 100 Spieler enthielten.

Ermittler sehen Belege für Wetten auf eigene Spiele

Laut der Staatsanwaltschaft soll eine Gruppe von 27 Profis auf Partien ihrer eigenen Teams gesetzt haben. Unter ihnen befindet sich demnach auch der Galatasaray-Spieler Metehan Baltacı. Gegen Fenerbahçes Mert Hakan Yandaş bestehen Verdachtsmomente, Wetten über fremde Accounts platziert zu haben.

Darüber hinaus richteten sich die Maßnahmen gegen Vereinsverantwortliche, die im Verdacht stehen, an der Beeinflussung von Spielergebnissen beteiligt gewesen zu sein. Betroffen sind unter anderem Funktionäre von Ankaraspor und Nazilli Belediyespor im Zusammenhang mit zwei Zweitligapartien aus den Jahren 2023/24.

Prominente Namen unter den Festgenommenen

Zu den Beschuldigten zählen laut offiziellen Angaben auch der frühere Präsident von Adana Demirspor, Murat Sancak, sowie der Schiedsrichter Zorbay Küçük. Ihnen werden auffällige Finanztransaktionen vorgeworfen. Auch der Sportkommentator Çakar wurde vorgeführt und einer medizinischen Untersuchung unterzogen, bevor er der Polizei überstellt wurde.

Fünf der Gesuchten sollen sich im Ausland aufhalten. Die Fahndung dauert an.

Ermittlungen begannen nach TFF-Hinweis

Der Skandal nahm im Herbst 2025 seinen Anfang, als der Präsident des türkischen Fußballverbands (TFF), İbrahim Hacıosmanoğlu, öffentlich machte, dass 371 Schiedsrichter über Wettkonten verfügen sollen, von denen 152 aktiv gewettet hätten. Die Staatsanwaltschaft wertete diese Aussage als offiziellen Hinweis und leitete Ermittlungen ein. Bereits in der ersten Phase wurden 21 Verdächtige festgenommen, darunter zahlreiche Schiedsrichter. Acht Personen kamen in Untersuchungshaft.

In den folgenden Monaten sperrte der TFF insgesamt 149 Referees für bis zu zwölf Monate. Später wurden über 1.000 Spieler vorsorglich an das Disziplinarkomitee verwiesen, von denen mehr als 100 Sanktionen erhielten.

Sorge um Integrität des Wettbewerbs

Die aktuellen Maßnahmen sorgen in der türkischen Fußballlandschaft für erhebliche Unruhe. Medien berichten, dass sich unter den Beschuldigten auch Profis der drei großen Istanbuler Vereine befinden könnten. Offizielle Bestätigungen dazu liegen allerdings nicht vor.

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, die Auswertung von Finanzströmen, Bewegungen und digitaler Kommunikation fortzusetzen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen soll weiterhin der Verdacht auf systematische Einflussnahme auf Spielergebnisse stehen.