Toprak Razgatlıoğlu wagt den Sprung in die MotoGP: Ein Traum wird Wirklichkeit

16.06.2025 – 16:00 Uhr

Der spektakulärste Fahrerwechsel der Saison ist offiziell: Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlıoğlu wird ab 2026 in der MotoGP an den Start gehen. Der 28-jährige Türke hat einen Zweijahresvertrag beim Pramac-Yamaha-Team unterschrieben und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt.

„Natürlich fällt mir der Abschied schwer“, gesteht Razgatlioglu im Gespräch mit WorldSBK.com. „Die Superbike-WM war viele Jahre mein Zuhause, das Fahrerlager fühlt sich wie eine Familie an.“ Doch der Drang, sich neuen Herausforderungen zu stellen, war größer: „Ich bin sehr glücklich, nun den nächsten Schritt machen zu können – in die MotoGP.“

Der Weg des ehrgeizigen Fahrers war keineswegs geradlinig: Nach dem Red Bull Rookies Cup 2013/14 folgte kein klassischer Aufstieg in die Moto3. Stattdessen etablierte er sich über den Superstock-600- und -1000-Cup in der Superbike-WM, in der er 2021 mit Yamaha und 2024 mit BMW den Titel holte. Noch ist die laufende Saison nicht beendet – es stehen sieben Rennwochenenden an –, doch Razgatlıoğlu möchte sich mit einem weiteren WM-Titel aus der Superbike-WM verabschieden.

„Das erste Jahr wird hart“

Der Wechsel in die Königsklasse des Motorradrennsports kommt früher als erwartet. Ursprünglich wurde spekuliert, dass Razgatlıoğlu erst 2027 – mit Inkrafttreten des neuen technischen Reglements – debütieren würde. Nun erfolgt der Umstieg bereits 2026.
Auch wenn sich die Reifen und die Technik ab 2027 ändern werden, wollte der Türke nicht länger warten: „Das Wichtigste für mich ist, überhaupt in der MotoGP zu fahren“, so der künftige Yamaha-Pilot gegenüber GPOne.com.

Er rechnet mit einem steinigen Beginn: „Die MotoGP ist eine völlig andere Welt. Ich weiß, dass das erste Jahr schwierig wird. Ich brauche Zeit, um mich einzugewöhnen: neue Strecken, neue Atmosphäre, neue Technik.“ Noch ist unklar, wann und wo er erste Tests mit der Yamaha M1 absolvieren kann. Sicher ist: Es wird ein Jahr des Lernens.

BMW zeigt Verständnis

BMW hätte Razgatlıoğlu gern länger im Team behalten. Motorsport-Direktor Sven Blusch zeigt Verständnis für den Wechsel, betont aber auch den Verlust: „Wir hätten seinen auslaufenden Vertrag gerne verlängert. Doch die Chance, in der MotoGP zu fahren, ist einzigartig – wir respektieren seine Entscheidung.“

Für BMW bedeutet sein Abgang einen herben Einschnitt. Razgatlıoğlu war in den vergangenen zwei Jahren der Erfolgsfaktor schlechthin. Die Münchner hoffen nun, gemeinsam mit ihm in den verbleibenden Rennen noch ein letztes großes Ziel zu erreichen: die Titelverteidigung in der Superbike-WM.

Offene Fragen

Noch ist unklar, mit welcher Startnummer Razgatlıoğlu 2026 in der MotoGP antreten wird. Seine Stammnummer 54 ist bei Pramac-Yamaha bereits durch Fermin Aldeguer belegt. Ob es zu einer „Nummerntausch-Verhandlung“ kommt, bleibt abzuwarten. „Ich habe schon eine Idee“, schmunzelt der Türke und lässt damit Raum für Spekulationen.