İlkay Gündoğan: Vom Ruhrgebiet nach Istanbul – Ein Karriereabschluss zwischen Kindheitstraum und Geldregen

04.09.2025 – 13:30 Uhr

Am Ende einer außergewöhnlichen Karriere schlägt Ilkay Gündoğan ein neues Kapitel auf. Der frühere Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wechselt von Manchester City zu Galatasaray Istanbul. Für den 34-Jährigen, dessen Eltern aus der Türkei stammen, bedeutet dieser Schritt weit mehr als nur ein Vereinswechsel: Es ist die Erfüllung eines Kindheitstraums und zugleich der symbolische Schlusspunkt seiner Laufbahn.

Der Transfer kam kurzfristig zustande. Ursprünglich sollte Gündoğan am Dienstag in Düsseldorf die Mevlüde-Genç-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen entgegennehmen. Mit dieser wollte Ministerpräsident Hendrik Wüst ihn für seine Verdienste um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Integration ehren. Doch die Preisverleihung musste verschoben werden – zugunsten der Vertragsunterzeichnung in Istanbul.

Ein Leben zwischen zwei Welten

Gündoğan wurde 1990 in Gelsenkirchen-Heßler geboren. Seine Familie stammt aus dem Umfeld türkischer Gastarbeiter: Der Großvater arbeitete im Ruhrbergbau, der Vater in einer Essener Brauerei. Über die Jugendstationen Schalke und Bochum schaffte er in Nürnberg den Sprung zum Profi. Der Durchbruch folgte bei Borussia Dortmund, wo er 2012 das Double gewann.

2016 wechselte er nach England zu Manchester City. Unter Trainer Pep Guardiola entwickelte er sich zu einem Weltklassespieler, gewann fünf Meisterschaften, zweimal den FA Cup und 2023 die Champions League. Guardiola bezeichnete ihn einst als „einen der klügsten Spieler, die ich jemals trainiert habe”. Insgesamt kam er für die „Citizens” auf 358 Pflichtspiele, 65 Tore und 47 Vorlagen.

Erfolge und Kontroversen im DFB-Trikot

Trotz seiner sportlichen Klasse blieb Gündoğan im deutschen Nationalteam nicht unumstritten. Verletzungen verhinderten seine Teilnahme an den Turnieren 2014 und 2016, und ein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2018 führte zu heftiger Kritik und überschattete lange seine Rolle im DFB-Trikot. Während Mesut Özil damals zurücktrat, stellte sich Gündoğan der Debatte – und führte die Nationalelf schließlich als Kapitän bei der Heim-EM 2024 aufs Feld.

Der Wechsel nach Istanbul

Nun setzt er seine Karriere bei Galatasaray Istanbul fort. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2027 und sichert ihm ein Netto-Jahresgehalt von 4,5 Millionen Euro. In seiner Abschiedsbotschaft an die City-Fans erklärte er, er wolle weiter auf höchstem Niveau spielen: „Ich fühle mich immer noch sehr fit und glaube, dass ich noch für ein Champions-League-Team auflaufen kann.” Gleichzeitig sprach er von einem lang gehegten Wunsch: „Ich habe jetzt die Möglichkeit, zu meinem Lieblingsverein aus Kindheitstagen zu wechseln, in einem Land, das mir so viel bedeutet.“

Beim türkischen Rekordmeister trifft er künftig auch auf seinen früheren Nationalmannschaftskollegen Leroy Sané, der im Sommer ablösefrei vom FC Bayern nach Istanbul wechselte. Für Gündoğan, der als Integrationsfigur zwischen Deutschland und der Türkei gilt, schließt sich mit diesem Schritt ein Kreis. Wann die verschobene Ehrung in Düsseldorf nachgeholt wird, ist noch offen – sicher ist nur, dass er bald wieder im Flugzeug sitzen wird.