Fenerbahçe bestreitet am Donnerstag das fünfte Gruppenspiel der Europa League gegen Ferencváros – und geht personell deutlich angeschlagen in die Partie. Trainer Domenico Tedesco muss auf gleich fünf Leistungsträger verzichten. Zugleich sorgt ein ungarischer Journalist mit scharfen Aussagen über den Fenerbahçe-Coach für zusätzliche Brisanz.
Mit bislang sieben Punkten rangiert der türkische Klub im Mittelfeld der Gesamttabelle und will vor heimischem Publikum im Ülker-Stadion erneut ein Ausrufezeichen setzen.
Schwerwiegende Ausfälle belasten die Vorbereitung
Oosterwolde, Ismail Yüksek und Fred stehen aufgrund von Sperren nicht zur Verfügung, während Szymanski und Soyuncu verletzungsbedingt pausieren müssen. Laut Vereinsangaben arbeitet Tedesco an mehreren Varianten, um die Ausfälle aufzufangen und die Balance der Mannschaft zu sichern.
Parallel dazu wurde der UEFA-Kader angepasst. Levent Mercan ersetzt den länger ausfallenden Cenk Tosun, der sich einem Eingriff wegen eines Leistenbruchs unterziehen muss. Eine neue UEFA-Regel erlaubt einmalige Änderungen, wenn Spieler mindestens zwei Monate ausfallen.
Ungarischer Journalist warnt: „Ferencvaros hat klare Stärken – aber auch große Schwachstellen“
Im Vorfeld des Spiels sprach der ungarische Journalist Aron mit türkischen Medien über den Spielstil des Tabellenführers der ungarischen Liga. Er beschrieb Ferencváros als defensiv orientiertes Team, das in Europa häufig auf Konter über schnelle Flügelspieler setzt. Dabei spiele besonders der Zielspieler Barnabas Varga eine Schlüsselrolle: „Sie schlagen häufig hohe Bälle auf Varga, der in der Luft nahezu fehlerfrei ist“, erklärte Aron.
Gleichzeitig sieht er deutliche Defizite: „In Umschaltsituationen kann man sie bestrafen. Die Verteidiger bekommen kaum Unterstützung und sind im Eins-gegen-eins anfällig.“ Auch unter Druck gerät Ferencváros regelmäßig ins Straucheln. „Viele Spieler – allen voran die Abwehr – verlieren schnell den Ball.“
Neben Varga nannte Aron auch Lenny Joseph und Abu Fani als zentrale Gefahrenquellen. Zudem könne Naby Keita „an guten Tagen jedes Spiel beeinflussen“.
Ehemalige Debatte: „Tedesco war in Ungarn unbeliebt“
Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Journalist mit Aussagen zu Tedesco selbst. Der Fenerbahçe-Trainer, der in der Vergangenheit RB Leipzig und die belgische Nationalmannschaft betreute, habe in Ungarn kein gutes Image.
„Tedesco wurde damals fast zum Feindbild, weil er Dominik Szoboszlai nicht regelmäßig einsetzte“, sagte Aron. Auch seine Entlassung in Belgien habe seinem Ruf geschadet. Zugleich betonte er, dass Kenner seine Qualitäten dennoch schätzten.
Beobachtung aus Ungarn: Mourinho-Effekt brachte Fenerbahçe viele Fans
Aron erinnerte zudem daran, dass Fenerbahçe in Ungarn bereits zuvor einen Popularitätsschub erlebt hat – zunächst durch Abwehrspieler Attila Szalai, später durch den damaligen Trainer José Mourinho. „Viele wollten allein wegen Mourinho die Spiele sehen“, sagte er. Aktuell konzentriere man sich jedoch vor allem auf Ferencváros.
Lob für Fenerbahçes Offensivkräfte
Der Experte blickte außerdem auf die Stärken der Gastgeber: Kerem Aktürkoğlu könne „jede Defensive vor Probleme stellen“ und Youssef En-Nesyri sei „ein Stürmer, der in großen Momenten trifft“. Auch Jhon Durán hält Aron für „ein enormes Talent“. Zudem verwies er auf Talisca, der „in Saudi-Arabien spektakuläre Treffer erzielt“, sowie auf Marco Asensio, der „für Teams wie Ferencvaros eigentlich zu stark ist“.
Atmosphäre als Faktor: „Kadıköy ist berüchtigt“
Abschließend hob der Journalist die beeindruckende Kulisse im Ülker-Stadion hervor: „Fenerbahçe ist für seine einzigartige Atmosphäre bekannt. Aus ungarischer Sicht galt dieses Los als das schwierigste.“ Allerdings werde auch Ferencvaros mit vielen Fans anreisen, da der Verein über die größte Anhängerschaft des Landes verfügt.