Istanbul. Saadettin Saran, Präsident des türkischen Fußball-Großklubs Fenerbahçe, ist im Rahmen einer umfangreichen Drogenuntersuchung von der Justiz vernommen worden. Der 60-Jährige sagte am 20. Dezember vor der Staatsanwaltschaft in Istanbul aus, nachdem er aus dem Ausland zurückgekehrt war.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, musste Saran im Anschluss an seine Aussage Blut- und Haarproben in einer gerichtsmedizinischen Einrichtung abgeben. Gegen ihn wird wegen des Verdachts ermittelt, den Konsum von Betäubungsmitteln ermöglicht oder gefördert zu haben. Nach den Untersuchungen wurde er unter richterlichen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Ermittlungen, die von der Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft geführt werden, laufen seit Anfang Dezember und haben bereits mehr als ein Dutzend prominente Namen aus Medien- und Unterhaltungsbranche erfasst. Unter den Festgenommenen befinden sich TV-Moderatorinnen und -Moderatoren, Journalisten, Sänger, Schauspieler sowie Social-Media-Influencer. Ihnen werden unter anderem Drogenherstellung und -handel sowie die Förderung von Prostitution vorgeworfen.
Als zentrale Figur des Skandals gilt der Journalist Mehmet Akif Ersoy, der infolge der Ermittlungen seinen Posten als Chefredakteur des Nachrichtensenders Habertürk verlor. Ihm wird vorgeworfen, Kolleginnen berufliche Vorteile im Austausch für sexuelle Gefälligkeiten angeboten zu haben.
Auch die Nachrichtensprecherin Ela Rümeysa Cebeci wurde festgenommen. Laut Anklage soll sie Drogen beschafft und intime Beziehungen zu einflussreichen Führungskräften unterhalten haben, um ihre Karriere voranzubringen. In diesem Zusammenhang fiel auch der Name Saadettin Saran, der sämtliche Vorwürfe im Zusammenhang mit Drogen entschieden zurückwies.
Bei Durchsuchungen von Sarans Wohnsitzen in Istanbul und in der nordwesttürkischen Provinz Çanakkale wurden allerdings Spuren von Betäubungsmitteln festgestellt. Saran erklärte dazu, dass in seiner Villa regelmäßig größere Gesellschaften stattfänden und die Rückstände von Gästen stammen könnten. Zudem führte er die Funde auf verbrannten Kaffee sowie auf Lavendel- und Salbeirückstände zurück, die ein Hausangestellter bei einer Grillfeier angezündet habe, um Bienen fernzuhalten.
Die Ermittlungen dauern an. Eine Anklage gegen Saran liegt bislang nicht vor.