Ergin Ataman, Trainer von Panathinaikos Athen, zählt zu den prägendsten Figuren des europäischen Basketballs der letzten zehn Jahre. Im Gespräch mit Eurohoops bezeichnete sich der 58-Jährige selbstbewusst als „erfolgreichster Coach Europas der letzten Dekade“. Dabei betonte Ataman: „Ich würde nie behaupten, der beste Trainer zu sein, aber die Ergebnisse sprechen für sich.“ Seine Bilanz umfasst zahlreiche Final-Four-Teilnahmen, Titelgewinne und zuletzt die Silbermedaille mit der türkischen Nationalmannschaft bei der EuroBasket, die erste Medaille des Landes seit 24 Jahren.
„Ich war voller Energie und davon überzeugt, dass wir eine Medaille holen können”, erklärte Ataman rückblickend. Trotz der Finalniederlage sei Silber ein großer Erfolg gewesen. Besonders beeindruckt zeigte er sich von der Qualität des Turniers: NBA-Stars wie Giannis Antetokounmpo, Luka Doncic oder Nikola Jokic traten neben EuroLeague-Spielern auf. „Es war ein Vergnügen, diese Spieler zu beobachten und Strategien gegen sie zu entwickeln“, so der Coach.
Panathinaikos auf dem Weg zurück an die Spitze
Unter Atamans Führung hat Panathinaikos wieder Anschluss an die europäische Spitze gefunden. In den vergangenen beiden Saisons erreichte der griechische Traditionsverein jeweils das Final Four der EuroLeague. Auch in der neuen Spielzeit zählt das Team wieder zu den Favoriten. „Wir haben 15 bis 16 Spieler im Kader, die alle Final-Four-Niveau haben. Unsere Mannschaft ist eingespielt, die Chemie stimmt – unsere Ziele bleiben dieselben: erst die Play-offs, dann das Final Four“, so Ataman.
Dennoch muss Ataman derzeit einige Rückschläge verkraften. Am zweiten Spieltag der EuroLeague unterlag Panathinaikos zu Hause dem FC Barcelona deutlich. Über weite Strecken des Spiels liefen die Athener einem Rückstand hinterher, der zeitweise 16 Punkte betrug. Besonders unter dem eigenen Korb offenbarte die Mannschaft Schwächen und Neuzugang TJ Shorts blieb hinter den Erwartungen zurück. „Barcelona hat viel besser als wir gespielt“, räumte Ataman nach der Partie ein. „So wird es sehr schwer, ins Final Four, geschweige denn in die Playoffs zu kommen.“
Rivalität, Kultur und Realismus
Neben dem sportlichen Geschehen spricht Ataman auch über kulturelle Unterschiede: Während Griechenland als Basketballland gilt und die Leidenschaft in Athen besonders groß ist, steht in der Türkei nach wie vor der Fußball an erster Stelle. Auch die Rivalität mit Olympiakos kommentiert Ataman zurückhaltend: „Als Trainer von Panathinaikos muss ich meinen Klub verteidigen. Olympiakos hat meiner Meinung nach nicht gegen Panathinaikos, sondern gegen mich und mein Land ausgeteilt. Das war eine merkwürdige Situation. Künftig werde ich ruhiger bleiben.“
Trotz seines Selbstbewusstseins bleibt Ataman in Bezug auf den Trainerberuf realistisch: „Im Basketball ist man nur so gut wie das letzte Ergebnis. Wenn man gewinnt, ist man der Beste, wenn man verliert, ist man der Schlechteste. Aber die Fakten sprechen für sich: In den letzten zehn Jahren war ich konstant auf höchstem Niveau mit Finals, Halbfinals und Titeln.“
Panathinaikos steht damit vor einer spannenden Saison: Mit einem erfahrenen Coach und einem starken Kader, aber auch der dringenden Notwendigkeit, sich in der EuroLeague schnell zu stabilisieren, wird Ataman erneut gefordert sein, seine Mannschaft an die Spitze Europas zu führen.