Die türkische Nationalmannschaft erlebt einen tiefgreifenden Wandel – und das schneller, als viele dachten. Der 6:1-Triumph gegen Bulgarien in der WM-Qualifikation war nicht nur eine Wiedergutmachung für das 0:6-Debakel gegen Spanien, sondern ein klares Signal: Eine neue, hochveranlagte Spielergeneration ist im Begriff, die Türkei dauerhaft in Europas Fußballspitze zu katapultieren.
Güler und Yıldız: Das neue Aushängeschild
Angeführt wird dieser Aufbruch von zwei Ausnahmetalenten, die bereits bei europäischen Topklubs glänzen: Arda Güler und Kenan Yıldız.
Güler, 20, hat sich bei Real Madrid als feste Größe etabliert. Mit seiner Kreativität, Technik und Torgefahr gehört er längst zu den spannendsten jungen Spielern Europas – und wurde zuletzt zum zweiten Mal als La Ligas U23-Spieler des Monats ausgezeichnet.
Yıldız, ebenfalls 20, steht ihm in nichts nach. Der Angreifer hat sich bei Juventus Turin durchgesetzt, nachdem er beim FC Bayern keine echte Chance bekam. Spätestens mit seinem Doppelpack gegen Bulgarien zeigte er, dass er auch auf internationaler Bühne Verantwortung übernehmen kann. Gemeinsam verkörpern die beiden das Gesicht einer Generation, die keine Angst vor großen Namen hat.
Uzun und die nächste Welle der Hoffnungsträger
Hinter diesem Duo wächst bereits die nächste Talentwelle heran – mit Can Uzun als prominentestem Vertreter. Der 19-Jährige von Eintracht Frankfurt sorgt in der Bundesliga für Schlagzeilen: Mit sechs Toren und vier Vorlagen gehört er zu den produktivsten Offensivspielern der Liga und ist damit sogar in Regionen eines Harry Kane unterwegs.
Im Nationalteam tastet sich Trainer Vincenzo Montella behutsam an den Youngster heran. Uzun kam beim Bulgarien-Spiel 22 Minuten zum Einsatz – ein Fingerzeig, dass die Zukunft bereits eingeplant ist.
Doch Uzun ist nicht allein: Auch Berkay Yılmaz (SC Freiburg U19) und Diren Dağdeviren (TSG Hoffenheim U19) zählen zu jenen in Deutschland ausgebildeten Spielern, die der türkische Verband gezielt fördert.
DFB im Nachsehen – Türkei punktet mit Strategie
Diese Entwicklung ist zugleich eine Mahnung für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Im Ringen um Spieler mit doppelter Staatsbürgerschaft hat man zuletzt mehrfach das Nachsehen. Nach Yıldız und Uzun könnte mit Yunus Ünal (Hertha BSC, 17) das nächste Talent zur Türkei wechseln.
Der türkische Verband überlässt in dieser Frage nichts dem Zufall: Mit ehemaligen Stars wie Yıldıray Baştürk als Scout betreibt man gezielte Nachwuchsarbeit und zeigt jungen Spielern früh klare Perspektiven auf – sportlich wie emotional.
Der neue Weg: Systematisch, selbstbewusst, erfolgreich
Mit einer talentierten U19-Auswahl, die gerade die EM-Eliterunde erreicht hat, und einer A-Nationalmannschaft, die ihre Spielweise modernisiert hat, deutet sich ein Generationenwechsel mit nachhaltiger Wirkung an.
Die Türkei baut systematisch an einem neuen Fundament – mit Spielern, die in Europas besten Ligen ausgebildet wurden und dennoch das rote Trikot mit Stolz tragen.