Arda Güler im Aufschwung: Xabi Alonso gestaltet seine Zukunft als Spielmacher

04.07.2025 – 15:30 Uhr

Der 1:0-Sieg von Real Madrid gegen Juventus Turin im Achtelfinale der Klub-Weltmeisterschaft war zwar kein fußballerischer Glanzmoment, taktisch jedoch höchst interessant. Denn Trainer Xabi Alonso setzte ein klares Zeichen. Er baut auf Arda Güler. Der 20-jährige türkische Nationalspieler zeigte im zentralen Mittelfeld mit 101 Ballaktionen, 92 Prozent Passquote und zwei herausgespielten Großchancen eine auffällige Leistung. Dies ist ein Fingerzeig, wohin die Reise geht: Güler soll nicht nur Teil des Spiels sein, sondern es aktiv gestalten.

Vom Talent zum Fixpunkt

Unter Carlo Ancelotti fristete Güler eher ein Schattendasein. Zwar kam er in der Saison 2024/25 auf 43 Einsätze, doch meist nur als Joker – im Schnitt spielte er gerade einmal 41 Minuten pro Partie. Trotz fünf Toren und neun Assists blieb er eher Ergänzungsspieler als Schlüsselakteur.

Mit dem Amtsantritt von Xabi Alonso und der Klub-WM kam jedoch der Wendepunkt. Güler rückte in die Startelf und hat seinen Platz seither nicht mehr verloren. Bereits im Gruppenspiel gegen Al-Hilal brachte Alonso ihn zur zweiten Halbzeit – seitdem ist er gesetzt. Ausschlaggebend hierfür ist nicht nur sein technisches Können, sondern auch eine neue Rolle im Zentrum, die seine Stärken besser zur Geltung bringt.

Das neue Zentrum

Statt wie früher außen agiert Güler nun aus einer tieferen, zentraleren Position heraus – mit spürbarem Effekt. Gegen Juventus Turin verzeichnete er drei Schlüsselpässe, schlug elf lange Bälle (neun davon kamen an) und war an zwei Großchancen direkt beteiligt. Dabei zeigte er sich ballsicher, kreativ und mutig im Passspiel. Seine Rolle ist dynamisch und wird durch kluge Wechsel mit Jude Bellingham und Federico Valverde unterstützt. Noch übernimmt Valverde primär die Rolle des Taktgebers, doch Güler rückt spürbar in diese Verantwortung hinein.

Mit dem Rücktritt von Toni Kroos ist eine Lücke im Spielaufbau entstanden, die Güler füllen könnte. Alonso scheint jedenfalls daran zu glauben. „Arda muss dem Ball nahe sein. Je mehr Ballkontakte er hat, desto besser spielt das Team“, erklärte der Coach jüngst. Gegen Juventus war dieses Prinzip klar erkennbar: Güler war der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, er lenkte die Angriffe, hielt das Tempo hoch und strukturierte das Mittelfeldspiel. Seine 101 Ballkontakte in 78 Minuten sprechen Bände.

Absicherung schafft Freiraum

Taktisch wurde Güler durch eine abgesicherte Grundordnung geschützt. Alonso ließ zunächst mit Aurélien Tchouaméni als zusätzlichen Innenverteidiger spielen, später rückte dieser auf eine Doppel-Sechs neben Güler. Diese Formation erlaubte es dem jungen Mittelfeldspieler, offensiver zu agieren, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Besonders wichtig ist, dass Güler mutig spielen konnte, obwohl er körperlich noch nicht zu den robustesten Zweikämpfern zählt. Eine durchdachte Struktur, die ihm Spielraum zur Entwicklung gibt.

Verlässlichkeit statt Einzelleistung

Was Gülers Leistung unter Alonso besonders macht, ist nicht nur seine Technik, sondern auch seine Konstanz. In allen vier Spielen der Klub-WM überzeugte er mit hoher Passgenauigkeit (zwischen 84 und 92 Prozent), klugem Aufbauspiel und ständiger Präsenz – er hatte etwa 83 Ballaktionen in nur 67 Minuten gegen Salzburg. Beim Spiel gegen Pachuca erzielte er sein erstes Turniertor und setzte mit wenigen, aber gezielten Aktionen wichtige Impulse.

Auch defensiv zeigt er Fortschritte. Gegen Salzburg gewann er beispielsweise acht von elf Bodenzweikämpfen und überzeugte mit vier erfolgreichen Tacklings. Selbst im Gegenpressing entwickelt Güler zunehmend ein Gespür für das richtige Timing. Zwar leistet er sich mit sechs bis 14 Ballverlusten pro Partie noch Schwankungen, doch diese sind größtenteils Folge seiner risikofreudigen Spielweise.

Ein Spielmacher im Werden

Noch ist Güler kein Taktgeber à la Modrić oder Kroos, der ein Spiel diktieren kann. Aber er besitzt die Anlagen: Spielintelligenz, Technik, Übersicht – und jetzt auch das Vertrauen seines Trainers. Xabi Alonso erklärte unlängst: „Es reicht nicht, wenn ein einzelner Spieler das Mittelfeld organisiert. Wir müssen das Kollektiv stärken.“ Güler ist Teil dieses neuen Kollektivs mit wachsender Verantwortung und einer klaren Perspektive.