Sie sind mehr als nur Musikerinnen, sie sind kulturelle Leuchttürme. Sezen Aksu, Ajda Pekkan, Nilüfer und Nükhet Duru haben es geschafft, sich über Jahrzehnte hinweg in die Herzen aller Generationen zu spielen. Ihre Musik ist heute genauso relevant wie vor 30 oder 50 Jahren. Doch was genau macht diese Frauen zu „zeitlosen“ Ikonen des türkischen Pop?
Sezen Aksu: Pionierin mit Zukunftsblick
Sie feiert ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum – nicht mit einem Nostalgieprogramm, sondern mit einem neuen Album: „Paşa Gönül Şarkıları”. Acht Jahre nach ihrem letzten Werk hat sie damit nicht nur die Charts gestürmt, sondern auch international für Furore gesorgt. Das Album gehört zu den weltweit meistgestreamten Veröffentlichungen und das Musikvideo wurde mithilfe modernster KI-Tools wie Google Gemini und Veo 3 produziert – ein Beweis dafür, wie sehr Aksu mit der Zeit geht, ohne sich selbst zu verlieren.
Die Kraft der Erneuerung inmitten der Nostalgie
Während Nostalgie weltweit wieder Hochkonjunktur hat – in Mode, Film und Musik – gehen diese vier Künstlerinnen einen anderen Weg. Sie ruhen sich nicht auf ihren Klassikern aus, sondern bleiben mit aktuellen Sounds, modernen Musikern und frischen visuellen Konzepten am Puls der Zeit. Ihre Fähigkeit, sich selbst ständig neu zu erfinden, ohne ihre Identität zu verlieren, ist wohl eines ihrer größten Erfolgsgeheimnisse.
Stimmen aus der Branche: Warum diese Frauen „zeitlos“ sind
Musikproduzent Nino Varon, der mit Aksu, Nilüfer und Pekkan zusammengearbeitet hat, bringt es auf den Punkt: „Sie sind authentisch geblieben und haben trotzdem ihre Klasse bewahrt.“ Er spricht von einem wahren Wunder, dass diese Künstlerinnen über fünf Jahrzehnte hinweg relevant geblieben sind – eine Seltenheit in der schnelllebigen Popwelt.
Laut dem Musikkritiker Naim Dilmener liegt die Ursache sowohl bei den Künstlerinnen selbst als auch im historischen Kontext. Sie seien außerordentlich talentiert und verfügten über charismatische Stimmen, die generationsübergreifend wirkten. Gleichzeitig profitierten sie von einem Zeitalter, in dem Popkultur langsamer konsumiert wurde: Ein Lied wurde tausendfach gehört und verankerte sich so im kollektiven Gedächtnis. Heute hingegen ist Musik Teil eines schnellen Konsumzyklus, in dem kaum Platz für echte „Stars” bleibt.
Sezen Aksu: Zwischen Genie und Empathin
Für den Journalisten Yenal Bilgici ist Sezen Aksu weit mehr als eine Musikerin: „Sie ist ein Genie und ein Empath zugleich.“ Ihre Vielseitigkeit – Sängerin, Komponistin, Texterin, Bühnenkünstlerin – macht sie einzigartig. Aksu steht beispielhaft für eine Künstlergeneration, die nach den Entbehrungen der Nachkriegszeit mit Optimismus und Kreativität die türkische Kulturlandschaft prägte.
Zwischen Gestern und Heute: Die emotionale Brücke
Merve Eryürük, Gründerin eines Musikportals, betont die emotionale Tiefe und Qualität vergangener Jahrzehnte: „Diese Musik hatte Zeit zu reifen – sie spiegelte echte Gefühle wider.“ Heute sei Musik oft nur noch Hintergrundrauschen. Die langsamen, gefühlvollen Lieder von früher wirken deshalb fast therapeutisch. Dass Aksu, Nilüfer, Pekkan und Duru bis heute relevant sind, liegt auch daran, dass ihre Musik echte Emotionen transportiert – eine Qualität, die in der heutigen Zeit oft fehlt.