Heidi Klum entfacht Döner-Hype in Berlin – und mischt sich in türkisch-deutschen Streit ein

10.10.2025 – 15:00 Uhr

Eigentlich wollte sie nur einen Döner essen. Doch ein kurzer Social-Media-Clip von Topmodel Heidi Klum hat in Deutschland und der Türkei eine Debatte entfacht, die weit über Fast Food hinausgeht. Während die EU jüngst den türkischen Antrag ablehnte, „Döner Kebab” als traditionell türkisches Produkt schützen zu lassen, feiern Berliner Imbissbesitzer und Fans Heidi Klum nun als inoffizielle Botschafterin des Klassikers – und das mitten im Zentrum des deutsch-türkischen Dönerstreits.

Auslöser war Klums Besuch beim Berliner Imbiss „XL Döner“ im Stadtteil Charlottenburg. In mehreren Videos auf Instagram zeigte sich das 52-jährige Model begeistert. „Ihr macht den besten Döner!“, schwärmte sie in die Kamera, während sie mit dem Inhaber Teoman Ozyazici lachte und sich den perfekten Döner-Trick zeigen ließ. Der Tipp: Die offenen Kanten des Fladenbrots diagonal ins Papier falten – „dann schlabbert man nicht so viel“, erklärte Klum augenzwinkernd.

Dass ausgerechnet Heidi Klum, die seit 30 Jahren in den USA lebt, mit ihrem Berliner Döner-Snack viral geht, geschieht zu einem heiklen Zeitpunkt. Kurz zuvor hatte die EU-Kommission nämlich den türkischen Antrag auf einen „Geleneksel Özellik Garantili Ürün“ (TSG)-Status für „Döner Kebab“ abgelehnt. Dieser hätte festgelegt, dass nur nach traditionell türkischer Art hergestellter Döner unter diesem Namen verkauft werden darf. Deutschland, wo schätzungsweise 18.000 Dönerläden täglich Millionen Portionen verkaufen, hatte sich gegen die türkische Forderung ausgesprochen – mit dem Argument, der Döner sei längst Teil der deutschen Esskultur.

Für die türkischen Produzenten war die Entscheidung ein Rückschlag. Doch in Berlin versuchen nun viele türkischstämmige Imbissbetreiber, mit prominenter Unterstützung gegenzuhalten. Klums Begeisterung und ihre humorvollen Döner-Videos werden in türkischen Medien als Zeichen der Solidarität gefeiert. Mehrere große Zeitungen berichteten, das Model habe mit ihrer Aktion „den türkischen Döner verteidigt“.

Der Imbissbesitzer Ozyazici verkauft seit über 40 Jahren Döner in Berlin und sieht die Aufregung gelassen: „Heidi kommt immer vorbei, wenn sie in der Stadt ist. Für uns ist das ganz normal, denn sie liebt einfach unseren Döner mit Spezialsoße.“ Das Geheimnis dieser Soße ist sein Betriebsgeheimnis, sie enthält aber nach eigenen Angaben Mayonnaise und Knoblauch.

In deutschen Medien wird Klums Döner-Auftritt auch als PR-Coup gedeutet. Während sie in Paris für Modemarken wie L’Oréal und Vivienne Westwood auftritt, präsentiert sie sich auf Instagram betont bodenständig – mit Fladenbrot statt Haute Couture. Für einige Kritiker ist das Inszenierung, für andere eine charmante Liebeserklärung an Berlin und seine türkisch-deutsche Kultur.

Egal, ob Marketing, Nostalgie oder einfach Hunger: Klum hat dem Döner neue Aufmerksamkeit beschert – und vielleicht ungewollt einen Beitrag zur Versöhnung zwischen Tradition und Trend geliefert.

Ozyazici formuliert es so: „Döner macht schöner – sogar Heidi schmeckt’s.“