Die Hürden für türkische Staatsbürger, ins Ausland zu reisen, werden immer höher. Vor allem bei der Beantragung von Visa für die USA und europäische Länder berichten Antragsteller zunehmend von Schwierigkeiten – mit alarmierenden Zahlen: Die Ablehnungsquote von Visaanträgen liegt mittlerweile bei über 70 Prozent. Zudem sind Schengen-Termine erst in einigen Monaten verfügbar, was viele Bürgerinnen und Bürger dazu zwingt, ihre Reisepläne zu stornieren.
Wie die türkische Zeitung Sözcü unter Berufung auf Reisebüros berichtet, hat vor allem Deutschland die Vergabe von Schengen-Terminen stark eingeschränkt. Aufgrund der steigenden Zahl von Personen, die nach der Einreise nicht mehr in die Türkei zurückkehren, wurde das tägliche Kontingent für Visumtermine von 850 auf nur noch 350 reduziert. Diese Maßnahme sorgt für großen Unmut bei den Antragstellern.
Reisebüros schlagen Alarm
Auch die Visavermittler geraten zunehmend unter Druck. Der Vorsitzende des Verbandes der Visa-Agenturen, Mehmet Çalışkan, zeigte sich besorgt: “In meinen 25 Jahren in der Branche habe ich eine solche Situation noch nicht erlebt.” Laut Çalışkan ist es mittlerweile fast unmöglich, über die von den Botschaften beauftragten Drittanbieter einen Termin zu bekommen. Die Termine seien online innerhalb von Sekunden ausgebucht und würden teilweise sogar weiterverkauft. Die Gesamtkosten für einen Visumantrag – inklusive Gebühren, Versand und Service – könnten sich auf bis zu 250 Euro belaufen. Eine Rückerstattung bei Ablehnung gebe es nicht.
Neue Hürden für Schengen-Anträge
Eine weitere Hürde für Antragsteller: Für Schengen-Visa verlangen einige europäische Konsulate neuerdings zusätzliche Unterlagen. Bei Geschäftsreisen sind dies insbesondere detaillierte Bankauszüge der letzten drei Monate. Das Fehlen solcher Unterlagen kann direkt zur Ablehnung des Antrags führen.
Großbritannien: Schnelle Termine gegen hohe Gebühren
Wer ein Visum für Großbritannien beantragen will, muss mit zusätzlichen Kosten rechnen. Zwar wurde die Zahl der täglichen Termine auf 850 erhöht, doch wer bevorzugt behandelt werden will, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 6.000 Pfund für einen Express-Termin sind keine Seltenheit. Diese Möglichkeit wird vor allem von Familien genutzt, deren Kinder in Großbritannien zur Schule gehen.
Bulgarien und Rumänien: Keine Entspannung trotz Schengen-Beitritt
Obwohl Bulgarien und Rumänien ab dem 1. Januar 2025 Vollmitglieder des Schengen-Raums sind, hat sich die Situation für Visumantragsteller dort nicht verbessert. Auch für diese Länder ist die Nachfrage enorm und die Visavergabe ähnlich schwierig wie für andere EU-Staaten.