Nach dem Tod der vierköpfigen Böcek-Familie aus Deutschland, die am 13. November in Istanbul unter Vergiftungsverdacht ums Leben kam, liegt nun der erste Bericht des türkischen Instituts für Rechtsmedizin (Adli Tıp Kurumu) vor. Die Gutachter halten eine chemische Vergiftung durch das Hotelumfeld für am wahrscheinlichsten.
Die Familie war am 9. November zu einem touristischen Aufenthalt nach Istanbul gereist und wohnte im „Harbour Suites Old City Hotel“ im Stadtteil Fatih. Laut Bericht konsumierte die Familie am 10. und 11. November verschiedene Speisen wie Muscheln, Pide, Tantuni, Kokoreç und Lokum. In der Nacht zum 12. November traten erstmals starke Übelkeit und Erbrechen auf. Nach einem Krankenhausbesuch kehrten sie ins Hotel zurück. Am frühen Morgen des 13. November wurden die Eltern und ihre Kinder Masal (3) und Kadir Muhammet (6) erneut bewusstlos in Kliniken eingeliefert – die Kinder starben noch am selben Tag, die Mutter wenig später.
Der Bericht hält fest, dass die Hotelzimmer einen Tag zuvor, am 11. November, zur Schädlingsbekämpfung chemisch behandelt worden waren. Das Zimmer der Familie (201) lag direkt über dem behandelten Zimmer (101). Die Ermittler vermerken zudem, dass der Raum der Familie kein eigenes Belüftungssystem hatte. Zwei weitere Gäste des Hotels mussten am 15. November mit ähnlichen Symptomen im Krankenhaus behandelt werden.
Bei den Obduktionen fanden sich keine äußeren Verletzungen; lediglich entzündete und blutende Magenbereiche wurden dokumentiert. Das rechtsmedizinische Institut kommt daher zu dem vorläufigen Schluss, dass „die Todesfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine chemische Vergiftung durch den Hotelaufenthalt, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf eine Lebensmittelvergiftung zurückzuführen sind“.
Die toxikologischen Analysen sowie die Untersuchung der im Hotel verwendeten Schädlingsbekämpfungsmittel dauern an. Die endgültigen Laborergebnisse sollen am 28. November vorliegen.