Die Türkei steht erneut im Zeichen massiver Waldbrände. Allein am Sonntag wurden landesweit 77 Brände registriert – neun davon mit großem Ausmaß. Besonders dramatisch ist die Lage in der westtürkischen Provinz İzmir, wo sich gleich an zwei Orten schwere Waldbrände ereigneten: Zwischen den Bezirken Menderes-Kuyucak und Seferihisar-Orhanlı sowie im Stadtteil Gaziemir.
Brände erreichen Wohngebiete – Evakuierungen in İzmir
Im schwer betroffenen Gebiet zwischen Kuyucak und Orhanlı griffen die Flammen auf Wohngebiete über. In Seferihisar mussten die Mahalle Cumhuriyet und Atatürk evakuiert werden. Mindestens drei Häuser wurden durch die Flammen beschädigt, Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.
Auch im Stadtteil Gaziemir geriet ein Waldgebiet in Brand. Die Flammen breiteten sich rasch bis zum Beyazevler-Viertel und dem Otokent-Autohauszentrum aus, wo zahlreiche Fahrzeuge den Flammen zum Opfer fielen. Mehrere Verbindungsstraßen wurden gesperrt.
Extremer Wind erschwert Löscharbeiten – Hunderte Einsatzkräfte im Dauereinsatz
Sturmböen mit bis zu 120 km/h erschweren die Löscharbeiten erheblich. Zahlreiche Helikopter mussten aufgrund der gefährlichen Wetterbedingungen zunächst am Boden bleiben. Einige Wasserflugzeuge mit einer Kapazität von bis zu 12 Tonnen Wasser pro Flug sind weiterhin im Einsatz. Über 1100 Einsatzkräfte, mehr als 120 Löschfahrzeuge, 84 Baufahrzeuge sowie dutzende Luftfahrzeuge kämpfen gegen die Flammen.
Laut İzmir-Gouverneur Süleyman Elban wurden bisher drei Dörfer und zwei Stadtteile vollständig evakuiert. Bislang gibt es keine Todesopfer, drei Menschen wurden wegen Rauchvergiftung behandelt.
Brandursachen: Menschliches Versagen im Fokus
Tarım ve Orman Bakanı (Land- und Forstwirtschaftsminister) İbrahim Yumaklı erklärte vor Ort, dass erste Erkenntnisse auf menschliches Fehlverhalten als Brandursache hinweisen. In Gaziemir soll ein Feuer aus dem Hof einer Fabrik entflammt sein, in Seferihisar könnten defekte Stromleitungen verantwortlich sein. Die Polizei hat erste Ermittlungen eingeleitet, mindestens eine Person wurde festgenommen.
Bilanz des bisherigen Sommers: Fast 1500 Brände seit 1. Juni
Seit dem 1. Juni 2025 wurden in der Türkei 1.459 Brände registriert – davon 569 in Waldgebieten. Die Ursachen reichen von Zigarettenstummeln über Piknikfeuer bis hin zu unsachgemäßer Müllentsorgung. Minister Yumaklı rief die Bevölkerung zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor den strafrechtlichen Konsequenzen: „Waldbrände zu verursachen ist ein schweres Verbrechen.“