Die Türkei hat ihre industrielle Cannabisproduktion in den letzten fünf Jahren erheblich ausgeweitet und plant nun, die medizinischen Vorteile der Pflanze durch eine neue Gesundheitsverordnung zu nutzen – ein Schritt, der die Türkei mit globalen Entwicklungen in diesem Bereich in Einklang bringt.
Im Rahmen eines kürzlich dem Parlament vorgelegten Gesetzespakets soll der Anbau von Cannabis auf pharmazeutische und Gesundheitsprodukte sowie Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegeartikel ausgeweitet werden. Ziel ist es, den Bedarf an Rohstoffen durch kontrollierte heimische Produktion zu decken.
Um die Produktsicherheit und -kontrolle zu gewährleisten, wird der Verkauf auf lizenzierte Apotheken beschränkt.
Die Vielseitigkeit der Pflanze macht sie bereits heute zu einer wertvollen Ressource in verschiedenen Branchen der Türkei. So wird Cannabis in der Automobilindustrie für natürliche Faserkomponenten, im Bauwesen, in der Textil- und Papierindustrie sowie als Biokraftstoff eingesetzt.
Derzeit ist der lizenzierte Anbau von Industrie-Cannabis in 19 der 81 türkischen Provinzen erlaubt. Behörden erwägen, den Anbau künftig auf weitere Provinzen auszuweiten.
Professor Selim Aytaç, ein führender Cannabis-Experte in der Türkei, betont die Bedeutung, mit internationalen Entwicklungen Schritt zu halten. „Solange Sicherheit und Kontrolle gewährleistet sind, eignen sich die landwirtschaftlichen Flächen der Türkei sehr gut für die Produktion“, so Aytaç. „Wir müssen eine Strategie entwickeln, die vom Anbau bis zu hochwertigen Endprodukten reicht. So profitieren sowohl die Produzenten als auch das Land.“
Die Cannabisproduktion in der Türkei war nach einem starken Rückgang in den frühen 2000er Jahren bis 2018 nahezu zum Erliegen gekommen. Nach einem öffentlichen Aufruf von Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2019, die Bauern zur Wiederaufnahme des Anbaus zu ermutigen, hat die Produktion jedoch stark zugenommen – von 280 Tonnen im Jahr 2020 auf über 1.700 Tonnen im Jahr 2024.