Istanbul – Die türkischen Behörden haben einem russischen Kreuzfahrtschiff die Einfahrt in den Hafen von Istanbul verweigert und das Schiff damit gezwungen, stundenlang vor der Küste zu warten, bevor es schließlich in Richtung Schwarzes Meer umkehrte.
Das Kreuzfahrtschiff Astoria Grande erreichte am Abend des 19. November den Istanbuler Galataport, wo eigentlich Passagiere von Bord gehen sollten. Doch das Schiff erhielt keine Genehmigung zum Anlegen und blieb mehrere Stunden vor der historischen Halbinsel Sarayburnu auf Reede.
Nach der langen Wartezeit nahm die Astoria Grande laut Medienberichten Kurs zurück auf den russischen Ausgangshafen Sotschi.
An Bord befanden sich insgesamt 616 Passagiere, überwiegend aus der Region Krasnodar sowie aus Moskau und Leningrad. Die Astoria Grande ist das erste internationale Kreuzfahrtschiff Russlands und bedient Routen in die Türkei, nach Ägypten, Georgien und weiteren Ländern. Ihre Gesamtkapazität beträgt 1.328 Passagiere.
Hintergrund: Diplomatische Verstimmungen
Russische Medien werteten die Entscheidung Ankaras als Gegenmaßnahme, nachdem ein türkisches Passagierschiff wenige Tage zuvor vor Sotschi abgewiesen worden war. Die Ro-Ro-Fähre “Seabridge” hatte am 9. November zwei Tage vor der russischen Küste gewartet, ohne Landegenehmigung zu erhalten. Offiziell hieß es seitens Russlands, Sicherheitsbedenken hätten das Anlegen verhindert. Es war die erste Passagierfahrt aus Trabzon nach Sotschi seit 14 Jahren.
Der türkische Verkehrs- und Infrastrukturminister Abdulkadir Uraloğlu erklärte daraufhin:
„Russland befindet sich im Krieg und hat dort Schwierigkeiten. Wir werden das Prinzip der Gegenseitigkeit anwenden und ebenso handeln. Seien Sie sich dessen sicher.“
Quellen auf türkischer Seite gaben zudem an, dass es bei der russischen Ablehnung der türkischen Fähre zu unvollständigen Abstimmungen mit föderalen Stellen gekommen sei. Außerdem sei der Hafen von Sotschi am Ankunftstag bis zum Mittag wegen militärischer Übungen geschlossen gewesen.