Nach dem verheerenden Brand im Grand Kartal Hotel im türkischen Skigebiet Kartalkaya, bei dem im Januar 78 Menschen ums Leben kamen, hat die Staatsanwaltschaft harte Strafen gefordert: Für 13 Verdächtige beantragen die Ermittler jeweils 1.998 Jahre Haft, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.
Der Brand brach in den frühen Morgenstunden des 21. Januar aus und zerstörte große Teile des Luxushotels. Laut Aussagen von Überlebenden und Gutachtern weist der Vorfall auf gravierende Sicherheitsmängel und eine Kette von Fahrlässigkeiten hin.
Laut Anklage starben 54 der 78 Opfer an einer Kohlenmonoxidvergiftung, 20 verbrannten in den Flammen, und vier kamen ums Leben, als sie aus Fenstern sprangen, um sich zu retten. Unter den 133 Verletzten erlitten mindestens sieben Knochenbrüche durch Sprünge aus großer Höhe.
Angeklagte: Hotelbesitzer, Stadtbeamte, Feuerwehrleute
Zu den Hauptangeklagten zählen neben dem Hotelbesitzer, mehreren Managern und Vorstandsmitgliedern auch der stellvertretende Bürgermeister von Bolu, der stellvertretende Feuerwehrchef sowie ein Feuerwehrmann. Ihnen wird „vorsätzliche Tötung mit Eventualvorsatz in 78 Fällen“ vorgeworfen – entsprechend der Zahl der Todesopfer.
Weitere 19 Personen, darunter Technik- und Küchenpersonal sowie externe Wartungskräfte, sollen sich wegen „bewusster Fahrlässigkeit mit Todesfolge“ verantworten. Für sie fordern die Ankläger Haftstrafen von bis zu 22 Jahren und sechs Monaten.
Keine Feuertreppen, schmelzende Alarmknöpfe
Die Anklageschrift listet zahlreiche Versäumnisse auf: So fehlte eine äußere Feuertreppe am Gebäude, die Feuermelder und Alarmsirenen auf Bodenhöhe schmolzen in der Hitze. Zudem habe es kein hörbares Warnsystem gegeben, der Notfallplan sei unzureichend gewesen, und das Personal sei ungeschult und unerfahren gewesen.
Besonders dramatisch: Einige Angestellte hätten durch das Öffnen der Haupteingänge zur Tiefgarage sogar zur schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen.
Der Auslöser des Feuers war laut Anklage eine elektrische Grillplatte in der Küche im vierten Stock, die um 3:17 Uhr überhitzte und ein Gasleck entfachte. Bereits neun Minuten später, um 3:26 Uhr, habe sich das Feuer außer Kontrolle befunden.
Zum Zeitpunkt des Brands befanden sich 238 Gäste im Hotel, viele von ihnen wegen der Winterferien. In Panik versuchten viele, sich mit Bettlaken aus den Fenstern abzuseilen – mit tragischen Folgen.
Zahlreiche Überlebende berichteten, es habe keine funktionierenden Feueralarme, keine Brandschutztüren und keine sicheren Fluchtwege gegeben.