Türkei schnappt sich Dutzende Eurofighter: Mega-Deal trotz deutscher Bedenken

01.11.2025 – 6:30 Uhr

Die Türkei rüstet ihre Luftwaffe mit einem milliardenschweren Kauf moderner Kampfflugzeuge deutlich auf. Wie der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler am Dienstag bekannt gab, sollen insgesamt 44 Eurofighter Typhoon beschafft werden. Das Geschäft sorgt bereits im Vorfeld für politischen Zündstoff, da Deutschland als Mitproduzent des Jets lange Zeit einen Verkauf an Ankara verhindert hatte.

Kern des Deals ist die Unterzeichnung eines Vertrags mit Großbritannien über 20 neue Eurofighter im Wert von neun Milliarden Euro. Zusätzlich plant die Türkei, 24 gebrauchte Maschinen aus den Beständen Katars und Omans zu übernehmen. Die ersten Flugzeuge sollen Anfang des kommenden Jahres eintreffen.

Großbritannien feiert „bahnbrechendes Abkommen”

Der britische Premierminister Sir Keir Starmer, der sich zu einem offiziellen Besuch in der Türkei aufhielt, würdigte die Einigung als großen Erfolg. „Dieses bahnbrechende Abkommen mit der Türkei ist ein Gewinn für die britischen Arbeitnehmer, ein Gewinn für unsere Verteidigungsindustrie und ein Gewinn für die Sicherheit der NATO“, erklärte Starmer. Die britische Regierung betonte, dass durch den Verkauf in den kommenden Jahren rund 20.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Verteidigungsbranche gesichert würden.

Auch der britische Verteidigungsminister John Healey unterstrich die strategische Bedeutung: „Die Türkei ist ein wichtiger NATO-Verbündeter und Tor zum Schwarzen Meer. Durch die Ausstattung der Türkei mit hochmodernen Typhoon-Kampfflugzeugen wird dieses Abkommen die Abschreckungsfähigkeit der NATO stärken.“

Deutschland hatte Export lange blockiert

Der Deal war über Jahre hinweg politisch umstritten. Als einer der vier Eurofighter-Partnerstaaten hat Deutschland ein Vetorecht bei Exporten. Aufgrund menschenrechtlicher Bedenken und angespannter bilateraler Beziehungen blockierte es wiederholt Lieferungen an die Türkei. Noch Anfang 2025 war ein Verkauf von 40 Jets an Ankara an deutschen Bedenken gescheitert. Damals wurde unter anderem die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu als Grund angeführt.

Großbritannien, Italien und Spanien – die anderen Partner im Eurofighter-Konsortium – zeigten sich hingegen deutlich aufgeschlossener gegenüber einem Verkauf und setzten sich damit nun durch.

Eurofighter als Übergangslösung?

Militärexperten werten den Kauf aus türkischer Sicht auch als Notlösung. Eigentlich strebte die Türkei den Erwerb der moderneren US-amerikanischen F-35-Kampfjets an. Aufgrund des Kaufs des russischen Luftabwehrsystems S-400 wurde die Türkei jedoch aus dem F-35-Programm ausgeschlossen.

Parallel zu den Bemühungen um den Eurofighter treibt Ankara die Entwicklung eines eigenen Kampfjets der fünften Generation, des „Kaan”, voran. Der Aufbau einer Flotte aus Eurofightern, die zusätzlich zu den vorhandenen F-16-Jets betrieben werden soll, wirft jedoch Fragen zur langfristigen Logistik und Wartung mehrerer unterschiedlicher Waffensysteme auf.