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Türkei: Prozessauftakt nach tödlichem Brand im Grand Kartal Hotel in Bolu – Staatsanwaltschaft fordert 1.998 Jahre Haft

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07.07.2025 – 14:00 Uhr

In der nordtürkischen Provinz Bolu beginnt heute der mit Spannung erwartete Prozess um den verheerenden Brand im Grand Kartal Hotel im beliebten Skigebiet Kartalkaya. Bei dem Feuer am 21. Januar dieses Jahres kamen 78 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder, die ihre Winterferien dort verbringen wollten.

Die Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe: Sie wirft den Hauptangeklagten – darunter dem Hoteleigentümer, leitenden Managern, Aufsichtsratsmitgliedern sowie Bolus stellvertretendem Bürgermeister, dem stellvertretenden Feuerwehrchef und einem Feuerwehrmann – „Tötung mit bedingtem Vorsatz“ in 78 Fällen vor. Für sie fordern die Ankläger insgesamt 1.998 Jahre Haft.

Für 19 weitere Personen, darunter technisches Personal des Hotels, Küchenmitarbeiter und externe Wartungsfirmen, beantragt die Staatsanwaltschaft Freiheitsstrafen von bis zu 22 Jahren und sechs Monaten wegen „fahrlässiger Tötung und Körperverletzung“.

Sicherheitsmängel führten zur Katastrophe

Überlebende und Sachverständige berichten von gravierenden Sicherheitsmängeln: defekte Feueralarme, unzureichende Fluchtwege und mangelhafte Evakuierungspläne. Die Tragödie hatte landesweit für Entsetzen gesorgt und eine breite Debatte über Brandschutzstandards in der Hotellerie ausgelöst.

Insgesamt umfasst das Verfahren 32 Angeklagte und 210 Nebenkläger. Angesichts des Umfangs wird die erste Phase des Prozesses voraussichtlich mindestens 14 Verhandlungstage dauern.

Turnhalle wird zum Gerichtssaal

Aufgrund des großen Andrangs an Prozessbeteiligten und Öffentlichkeit wurde eine Turnhalle einer nahegelegenen Schule in einen temporären Gerichtssaal mit 700 Sitzplätzen umgewandelt. Die Halle wurde umfassend modernisiert: Neben frischem Anstrich und neuer Beleuchtung wurde auch die gesamte Elektroinstallation erneuert, einschließlich Notstromversorgung.

Für eine bessere Akustik wurde der Boden vollständig mit Teppich ausgelegt, und ein modernes Soundsystem installiert. Zudem wurden Sicherheitskameras angebracht und eine eigene Internetverbindung eingerichtet, um die nahtlose Anbindung an das digitale Justizsystem UYAP zu gewährleisten.

Der Prozess wird von Medien, Politik und Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und gilt als einer der bedeutendsten Justizfälle der letzten Jahre in der Türkei.