In den letzten Wochen häufen sich in sozialen Netzwerken Videos von Haien, die in Ufernähe der türkischen Mittelmeerküste gesichtet wurden – sehr zum Unbehagen vieler Urlauber. Doch Meeresbiologen geben Entwarnung: Die Sichtungen seien weder ungewöhnlich noch gefährlich.
„Kein Grund zur Panik“
Professor Dr. Deniz Ayas von der Fakultät für Meereswissenschaften an der Universität Mersin erklärt, dass es in den Gewässern vor der Türkei schon immer verschiedene Haiarten gebe – darunter Kurzflossen-Makos, Blauhaie oder Sandbankhaie.
„Diese Tiere kommen auch mal näher an die Küste, insbesondere bei der Nahrungssuche oder während ihrer Fortpflanzungszeit“, so Ayas. Neu sei lediglich, dass solche Begegnungen durch Drohnen, Handykameras und Social Media heute viel sichtbarer seien als früher.
Ursachen: Nahrungssuche & Klimawandel
Ein weiterer Grund für die Zunahme an Sichtungen sei laut Ayas der Klimawandel. Steigende Wassertemperaturen würden die Wanderbewegungen vieler Fischarten beeinflussen – und Raubtiere wie Haie folgten diesen Bewegungen. Auch Überfischung spiele eine Rolle: „Wenn ihre Beutetiere nicht mehr in tieferen Gewässern zu finden sind, folgen sie ihnen näher an die Küsten.“
Keine Gefahr für Badegäste
Trotz der Berichte warnt Ayas davor, in Panik zu verfallen: „Die meisten Tiere werden in mindestens ein bis eineinhalb Kilometern Entfernung vom Strand gefangen. Und selbst dann handelt es sich zumeist um junge, kleinere Tiere.“ Die typischen Touristenstrände seien für Haie meist uninteressant.
Haie sind wichtig für das Ökosystem
Gleichzeitig mahnt der Wissenschaftler zur Vorsicht im Umgang mit Haien: „Viele Arten stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten. Sie spielen eine entscheidende Rolle im marinen Ökosystem.“ Deshalb sollten gefangene Haie – vor allem durch Freizeitangler – stets wieder zurück ins Meer entlassen werden.
Ein positives Beispiel dafür wurde letzten Monat in Mersin beobachtet: Ein Amateurangler befreite einen 1,20 Meter langen Mako-Hai, der sich mit der Rückenflosse in der Angelschnur verfangen hatte, und ließ ihn wieder frei. Das Video wurde in den sozialen Medien gefeiert.