Nach mehreren milden und trockenen Wintern steht der Türkei offenbar ein außergewöhnlich schneereiches Jahr bevor. Der Klimawissenschaftler Dr. Okan Bozyurt von der Universität Afyon Kocatepe rechnet zwischen 20. Dezember und 20. Januar mit starken Schneefällen in weiten Teilen des Landes – insbesondere in Marmara, dem Schwarzmeerraum und Zentralanatolien.
„Der Winter 2025/26 wird sich einprägen“
In einem aktuellen Beitrag auf seinem YouTube-Kanal erklärte Bozyurt, dass die derzeitigen Wettermodelle auf den kältesten und niederschlagsreichsten Winter seit 2016 hindeuteten. „Das Klima ist durch den globalen Wandel zunehmend chaotisch geworden“, sagte der Forscher. „Aber die aktuellen Modelle zeigen, dass wir diesmal mit einem sehr feuchten und kalten Winter rechnen dürfen.“
Demnach könnten sich die Schneefälle vielerorts länger halten als in den Vorjahren. Auch für die Wasserreserven des Landes wäre das eine gute Nachricht: Die seit Jahren andauernde Trockenheit hatte Flüsse und Stauseen stark schrumpfen lassen.
La Niña sorgt für feuchte Kälte
Bozyurt führt die erwartete Wetterlage auf eine schwache La-Niña-Phase zurück – ein Phänomen, das in der Regel kalte, aber auch feuchte Winter begünstigt. „Das ist für uns ein Vorteil“, so der Experte. „Es wird nicht nur schneien, sondern die Temperaturen bleiben auch niedrig genug, damit der Schnee liegen bleibt und nicht sofort verdunstet.“
Zusätzlich deuteten Satellitendaten auf eine ungewöhnlich starke Schneebildung in Grönland hin, die den Golfstrom abschwächen und dadurch kältere Luftströmungen nach Europa und in die Türkei lenken könnte.
Hoffnung für Wasserreserven
Sollten sich die Prognosen bestätigen, könnte der bevorstehende Winter eine dringend benötigte Atempause für die ausgetrockneten Regionen des Landes bringen. Bozyurt: „Besonders die Zeit zwischen dem 20. Dezember und 20. Januar wird entscheidend sein. In dieser Phase erwarten wir intensive Schneefälle, die lange liegen bleiben und im Frühjahr die Wasserbilanz deutlich verbessern dürften.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Prognosen eintreffen, liege laut Bozyurt bei über 50 Prozent – ein ungewöhnlich hoher Wert in der Meteorologie. „Wenn die Modelle recht behalten, steht uns ein Winter bevor, den wir so schnell nicht vergessen werden.“