Türkei erlebt schlimmste Dürre seit 65 Jahren

30.08.2025 – 8:00 Uhr

Die Türkei hat zwischen August 2024 und Juli 2025 den trockensten Zeitraum seit über sechs Jahrzehnten erlebt. Laut Klimaforschern ist mittlerweile rund 70 Prozent des Landes von schwerer bis außergewöhnlicher Dürre betroffen – mit drastischen Folgen für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und das tägliche Leben.

Wie Prof. Dr. Mikdat Kadıoğlu von der Technischen Universität Istanbul erklärt, überlappen sich aktuell gleich drei Formen der Dürre: meteorologische, landwirtschaftliche und hydrologische. Besonders hart trifft es Regionen in Zentral-, Ost- und Südostanatolien, die zum Teil das gesamte vergangene Jahr unter extremer Trockenheit litten.

Niederschlag auf Rekordtief – Ackerbau und Wasserversorgung unter Druck

Daten der türkischen Wetterbehörde (MGM) zeigen, dass der Niederschlag in vielen Regionen dramatisch eingebrochen ist. Am stärksten betroffen ist die Ägäisregion mit einem Rückgang von bis zu 74 Prozent, gefolgt von Südostanatolien (–65 %), Ostanatolien (–55 %) und Zentralanatolien (–48 %).

Besonders alarmierend ist die Lage in Städten wie Ankara, Kırşehir, Afyon und Konya, wo sich die Dürre bereits massiv auf die landwirtschaftliche Produktion und die Wasserversorgung auswirkt.

Während die westlichen Teile des Schwarzen Meeres noch relativ glimpflich davongekommen sind, melden auch weite Teile der Marmara-, Ägäis- und Mittelmeerregionen schwere bis außergewöhnliche Dürreperioden.

Experte warnt: Ohne Kurswechsel droht Wasserarmut bis 2050

Kadıoğlu macht deutlich: Die anhaltende Dürre sei kein einmaliges Extremereignis, sondern Teil einer langfristigen Entwicklung, die tiefgreifende Veränderungen erfordert. „Wenn wir nicht umgehend handeln, wird die Türkei bereits 2030 unter erheblichem Wasserstress leiden – und bis 2050 zu einem wasserarmen Land werden“, warnt er.

Um dem entgegenzuwirken, fordert der Experte:

  • Investitionen in moderne, wassersparende Landwirtschaft

  • Ausbau der kommunalen Wasserinfrastruktur

  • Förderung von industriellen Recycling- und Effizienztechnologien

  • sowie mehr Bewusstsein und Sparsamkeit im privaten Wasserverbrauch

Nur mit einem gesamtgesellschaftlichen Kraftakt könne die Türkei der sich zuspitzenden Wasserkrise entkommen.