Die Türkei steht vor dem trockensten Wasserjahr seit über einem halben Jahrhundert. Wie aus Daten des Meteorologischen Dienstes des Ministeriums für Umwelt, Stadtplanung und Klimawandel hervorgeht, sind die Niederschlagsmengen in mehreren Regionen auf historische Tiefstände gefallen.
Das sogenannte „Wasserjahr 2025“, das den Zeitraum vom 1. Oktober 2024 bis zum 30. September 2025 umfasst, verzeichnet deutlich geringere Niederschläge als im langjährigen Durchschnitt sowie im Vorjahr. Dies wirft ernste Fragen hinsichtlich der Wasserversorgung, landwirtschaftlichen Produktion und der wachsenden Auswirkungen des Klimawandels auf regionale Wetterverhältnisse auf.
Was bedeutet „Wasserjahr“?
Der Begriff „Niederschlag im Wasserjahr“ bezieht sich auf den gesamten Regen- und Schneefall innerhalb eines hydrologischen Jahres – also der Periode, die für die Landwirtschaft besonders wichtig ist, da sie mit der Bewässerungssaison zusammenfällt.
Während der ersten elf Monate des Wasserjahres 2025 fielen in der Türkei durchschnittlich 401,1 Kilogramm Niederschlag pro Quadratmeter. Das sind 27 Prozent weniger als der langjährige Durchschnitt von 548,2 kg/m² – und zugleich der niedrigste landesweite Wert seit 52 Jahren.
Zentrale und südöstliche Regionen besonders betroffen
Der Rückgang war besonders in den zentralen und südöstlichen Teilen des Landes gravierend. In Zentralanatolien und Südostanatolien wurden die niedrigsten Niederschlagswerte seit 65 Jahren registriert.
Auch in den Regionen Ägäis und Marmara war es ungewöhnlich trocken – sie verzeichneten das trockenste Wasserjahr seit 18 Jahren.
In Südostanatolien lag die Niederschlagsmenge 53 Prozent unter dem Normalwert, in Teilen der Region sowie in Hatay sogar über 60 Prozent darunter.
Karadeniz trotzt dem Trend
Einige Schwarzmeerprovinzen hingegen verzeichneten mehr Niederschlag als üblich. Sinop, Samsun, Ordu, Giresun und Trabzon lagen über 20 Prozent über dem saisonalen Durchschnitt.
Die Hauptstadt Ankara meldete ihre geringsten Niederschläge seit 47 Jahren. Auf Provinzebene war die regenreichste Stadt Rize mit 1.546,8 kg/m², während Şanlıurfa mit nur 182,3 kg/m² den niedrigsten Wert erreichte.
Giresun stach mit einer 24-prozentigen Steigerung gegenüber dem Durchschnitt hervor. Den stärksten Rückgang verzeichnete Hatay mit 64 Prozent Minus.
Mehrere Provinzen auf historischem Tiefstand
In insgesamt 19 Provinzen – darunter Bilecik, Eskişehir, Gaziantep, Hatay, Kırıkkale, Kırşehir, Kilis, Mardin, Nevşehir, Şanlıurfa, Van, Kayseri, Tekirdağ, Edirne, Batman, Şırnak, Çanakkale und Siirt – wurden die niedrigsten Niederschläge seit 65 Jahren registriert.
In Kütahya war es das trockenste Jahr seit 61 Jahren, in Afyonkarahisar, Karaman und Osmaniye seit 52 Jahren.
Auch in Konya, Niğde und Aksaray wurden die niedrigsten Werte seit 51 Jahren gemessen, während Bursa seinen Tiefststand seit 48 Jahren erreichte.
Experten warnen vor Klimawandel-Folgen
Meteorologen weisen darauf hin, dass diese drastischen und anhaltenden Rückgänge nicht als normale Schwankungen zu betrachten seien. Vielmehr spiegeln sie den wachsenden Druck wider, den Klimaschwankungen auf die Wasserressourcen der Türkei ausüben.