Türkei: Erdbebenserie erschüttert Balıkesir in der Nacht – Was hinter dem “Erdbebensturm” steckt

11.11.2025 – 12:00 Uhr

Balıkesir/Sındırgı – In der westtürkischen Provinz Balıkesir kommt die Erde nicht zur Ruhe. Seit dem schweren Erdbeben der Stärke 6,1, das am 27. Oktober die Region Sındırgı erschütterte, wird das Gebiet immer wieder von Nachbeben getroffen. In der Nacht auf Dienstag registrierte die Katastrophenschutzbehörde AFAD erneut mehrere Erdstöße über der Stärke 4.

Nach Angaben von AFAD ereignete sich am Montagabend um 21.20 Uhr zunächst ein Beben der Stärke 4,9 in rund 9,6 Kilometern Tiefe. Die Erschütterung war auch in den umliegenden Provinzen und sogar in Istanbul zu spüren.

Nur wenige Stunden später folgten weitere Beben:

  • 00.02 Uhr: Stärke 4,3, in 7 Kilometern Tiefe

  • 04.54 Uhr: Stärke 4,1

  • 06.08 Uhr: Stärke 4,0

Am Dienstagmorgen bebte der Boden erneut – unter anderem um 01.06 Uhr (4,5), 05.48 Uhr (4,5) und 09.41 Uhr (4,4).

Trotz der anhaltenden Aktivität meldeten die Behörden keine größeren Schäden oder Verletzten.

Balıkesirs Gouverneur İsmail Ustaoğlu erklärte auf der Plattform X:
„In Sındırgı hat sich ein Erdbeben der Stärke 4,9 ereignet. Nach aktuellem Stand gibt es keine negativen Folgen. Unseren Bürgerinnen und Bürgern wünschen wir alles Gute. Möge Gott unser Land vor Katastrophen bewahren.“

Bereits nach dem ersten Erdbeben der Stärke 6,1 in Sındırgı am 10. August war die Region zur „Allgemein lebenswichtigen Katastrophenzone“ erklärt worden.

„Erdbebensturm“ statt Katastrophe – Üşümezsoy: Energie entlädt sich schrittweise

Der bekannte Erdbebenexperte Prof. Dr. Şener Üşümezsoy ordnete die Situation im Gespräch mit CNN Türk ein und sprach von einer sogenannten „Erdbebensturm-Phase“ (türkisch: deprem fırtınası). „Dass viele kleine Erdbeben auftreten, bedeutet nicht automatisch, dass ein großes Beben bevorsteht“, erklärte Üşümezsoy. „Im Gegenteil: Diese kleinen Erschütterungen entladen die gespeicherte Energie Stück für Stück. Sie verhindern, dass sich Spannung an einer großen Bruchlinie aufbaut.“

Der Experte zog Parallelen zu Regionen wie Simav und Yeşildere, wo ebenfalls zahlreiche kleinere Erdbeben verzeichnet wurden, ohne dass ein zerstörerisches Hauptbeben folgte. „Wir nennen das einen Erdbebensturm – viele kleine Beben, die die Energie im Untergrund langsam abbauen“, sagte Üşümezsoy.

Zwar sei weiterhin Vorsicht geboten, so der Wissenschaftler, doch ein großes, unmittelbar bevorstehendes Erdbeben sei unwahrscheinlich.