Die Türkei steuert auf ein weiteres Rekordjahr im Tourismus zu, wie Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy nun bei einer Veranstaltung verkündete. Mit über 33 Millionen Besuchern in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 und einem ambitionierten Ziel von 60 Millionen Touristen bis zum Jahresende, wird das Land voraussichtlich Einnahmen in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Dieser Anstieg verdeutlicht die Erholung der Branche nach der globalen Pandemie, die den internationalen Tourismus stark belastet hatte.
Russland bleibt mit über 3,6 Millionen Besuchern der größte Quellmarkt, gefolgt von Deutschland (3,5 Millionen) und dem Vereinigten Königreich (2,4 Millionen). Länder wie Iran und Bulgarien reihen sich in die Liste der wichtigsten Besuchernationen ein.
Fokus auf hochwertige Touristen
Während die Türkei kontinuierlich neue Besucherrekorde aufstellt, liegt der Fokus der Tourismusstrategie zunehmend auf „qualitativen“ Touristen, also jenen, die einen höheren Beitrag zu den Einnahmen leisten. Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy betont, dass der durchschnittliche Tagesausgabewert pro Gast im Jahr 2024 auf 103 US-Dollar steigen soll. Dies ist Teil eines Plans, die Einnahmen aus dem Tourismus breiter zu streuen und nicht nur auf die großen Hotelanlagen zu beschränken.
“Gece Müzeciliği” – Ein Schritt in die Nacht
Ein herausragendes Beispiel für diese Strategie ist die Einführung des “Gece Müzeciliği” – einer Initiative, die es Touristen ermöglicht, archäologische Stätten und Museen nach Sonnenuntergang zu besuchen. Zu den Pilotstandorten gehören die Ruinen von Ephesos, das Hierapolis in Pamukkale und der ikonische Galataturm in Istanbul. Die verlängerten Öffnungszeiten und die atmosphärische Beleuchtung sollen nicht nur die Besucherzahlen steigern, sondern auch den lokalen Handel ankurbeln. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend, mit einem merklichen Anstieg der nächtlichen Besucher.
Historische Stätten im Rampenlicht
In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichneten die staatlichen Museen und archäologischen Stätten des Landes rund 22 Millionen Besucher – ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders beliebt waren das Mevlana-Museum in Konya, gefolgt von Ephesos und den Thermalquellen von Pamukkale. Auch das UNESCO-Weltkulturerbe Göreme in Kappadokien sowie der mysteriöse prähistorische Tempel Göbeklitepe erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit.
Archäologie auf Rekordniveau
Die Türkei stellt auch im Bereich der Archäologie einen neuen Weltrekord auf. Die Zahl der laufenden Ausgrabungen erreichte 2024 den Höchststand von 765, was für die globale Wissenschaftsgemeinschaft ein Meilenstein ist. Mit der “Geleceğe Miras” (Erbe für die Zukunft)-Initiative werden besonders bedeutende Funde immer häufiger. Zu den neuesten Entdeckungen gehören ein römisches Frauensstandbild aus Uşak, der seltene „Millefiori“-Glasmosaikfund aus Andriake sowie bronzene Artefakte aus der Urartäer-Zeit, die im Ayanis entdeckt wurden.
Lokal und eigenständig – Eine neue Ära der Ausgrabungen
Ein weiteres Highlight ist die zunehmende “lokale” Ausrichtung der archäologischen Forschung. Erstmals in 162 Jahren werden mehr Grabungen von türkischen Archäologen geleitet als von internationalen Teams. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Kontrolle über das kulturelle Erbe des Landes weiter zu stärken und sicherzustellen, dass die wertvollen Funde der Nation zugutekommen. Die Türkei hat zudem die Ausgaben für archäologische Projekte erheblich erhöht – von 36 Millionen Lira im Jahr 2018 auf 1,5 Milliarden Lira im Jahr 2024. Bis Ende des Jahres wird die Gesamtsumme sogar sechs Milliarden Lira erreichen.
Mit der Rekordzahl an Touristen und der erfolgreichen Ausweitung von innovativen Konzepten wie dem “Gece Müzeciliği” beweist die Türkei, dass sie ihre Position als globales Tourismusziel nicht nur behauptet, sondern weiter ausbaut. Die faszinierenden archäologischen Entdeckungen und die gezielte Ansprache von qualitätsbewussten Touristen versprechen ein weiteres erfolgreiches Kapitel im türkischen Tourismusboom.