Trotz günstiger Preise und attraktiver Angebote bleibt die erwartete Buchungslage in Antalya in der Sommersaison 2025 deutlich hinter den Prognosen zurück. Der erfahrene Tourismusfachmann Hamit Kuk zieht im Gespräch eine ernüchternde Zwischenbilanz und warnt vor einem möglichen Imageverlust für die Region.
„Hotels sollten im Juli ausgebucht sein – doch es gibt noch viele freie Zimmer“
Wie Kuk berichtet, liegt die durchschnittliche Auslastung der Hotels in Antalya derzeit lediglich bei 70 bis 80 Prozent. „Im Juli sollte die Region eigentlich komplett ausgebucht sein“, so Kuk. In den touristisch stark nachgefragten Bezirken wie Kundu und Belek sei die Lage zwar etwas besser, doch selbst dort sei die Auslastung nur durch massive Preisnachlässe erreicht worden. In Alanya und Kemer hingegen gebe es weiterhin spürbare Lücken.
Konkurrenz macht Druck: Spanien, Griechenland und Ägypten im Aufwind
Im Vergleich zur internationalen Konkurrenz habe die Türkei, insbesondere die Region Antalya, in der Saison 2025 an Boden verloren. Laut Kuk seien Spanien, Griechenland und Ägypten bei internationalen Gästen gefragter als je zuvor. „Wenn wir in diesem Jahr überhaupt die Zahlen von 2024 erreichen, ist das fast schon ein Erfolg“, so Kuk. In Wahrheit aber stagniere der Markt – und das trotz aller Rabattaktionen.
Zielgruppe verrutscht: „Wir verlieren die Mittelschicht“
Kuk sieht ein grundsätzliches Problem in der aktuellen Marktpositionierung: Touristen aus der Mittelschicht würden sich zunehmend für andere Destinationen entscheiden. „Wer jetzt zu uns kommt, gehört oft zur einkommensschwächeren Gruppe – mit kaum Budget für zusätzliche Ausgaben“, warnt er. Das bringe nicht nur weniger Umsatz, sondern schade auch dem Image des türkischen Tourismusstandorts. „Wir laufen Gefahr, in eine tiefere Kategorie abzurutschen.“
Ausblick auf 2026: Planung muss jetzt beginnen
Für den Rest des Jahres rechnet Kuk nicht mit einer Trendwende. Vielmehr werde man 2025 nur mit Preiszugeständnissen einigermaßen überstehen. „2026 dürfen wir nicht denselben Fehler machen. Der Frühbuchermarkt muss jetzt vorbereitet werden.“ Der Schlüssel liege in einer besseren Positionierung, einer frühzeitigen Ansprache der Zielgruppen – und in einem professionellen Vertriebskonzept.
Auch der Inlandsmarkt wackelt: Türkische Urlauber reisen ins Ausland
Ein weiteres Warnsignal kommt vom inländischen Tourismusmarkt. Immer mehr türkische Urlauber würden ebenfalls nach preiswerteren Alternativen in Griechenland oder Ägypten suchen. „Der einheimische Gast darf nicht erst in der Krise als Rettung angesehen werden“, so Kuk. Er fordert, frühzeitige Angebote auch für Türken zu gestalten – mit gleichen Konditionen wie für deutsche oder russische Gäste.
Kritik an der Verkehrsanbindung: Flughafen modern, aber nicht effizient
Neben der touristischen Entwicklung kritisiert Kuk auch infrastrukturelle Probleme rund um den Flughafen Antalya. Zwar verfüge man über ein modernes Terminal, doch die Zufahrtswege und Abläufe seien überlastet. „Im Juni haben Passagiere wegen verspäteter Gepäckausgabe ihre Anschlussflüge verpasst.“ Auch die Ein- und Ausgänge seien nicht auf internationale Standards ausgelegt. „Hier muss dringend nachgebessert werden, sonst bleibt der erste Eindruck beim Gast negativ.“