Die Türkei greift im Straßenverkehr hart durch: Wer bei Rot über die Ampel fährt, in öffentlichen Bereichen driftet oder unter Alkohol- oder Drogeneinfluss am Steuer sitzt, muss sich bald auf deutlich höhere Strafen einstellen. Ein neues Gesetzesvorhaben wurde dem türkischen Parlament (TBMM) vorgelegt. Laut dem Entwurf sollen Bußgelder um bis zu 300 % erhöht werden. Auch fehlerhaftes Spurwechseln und Missachtung von Abbiegevorschriften fallen unter die geplante Neuregelung.
Bis zu 300 % mehr Bußgeld für gefährliche Verstöße
Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Bußgelder für schwerwiegende Verkehrsverstöße wie überhöhte Geschwindigkeit, Rotlichtvergehen, Driften sowie Regelverstöße beim Abbiegen oder Spurwechseln um 200 bis 300 Prozent steigen sollen. Ziel sei es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Zahl der Unfälle zu senken.
Rechtsanwältin Kadriye Güçlü Sakarya äußerte sich zur geplanten Gesetzesänderung:
„Offensichtlich hat das Innenministerium zusammen mit der Polizei erkannt, dass die bisherigen Strafen nicht ausreichend abschreckend wirken. Mit dem neuen Gesetzespaket werden viele Bußgelder deutlich verschärft. Diese Anpassung kann tatsächlich eine starke Abschreckung bewirken.“
Reichen Geldstrafen allein aus?
Experten sind sich jedoch einig, dass nur Geldstrafen nicht ausreichen, um das Verhalten der Verkehrsteilnehmer nachhaltig zu ändern. Vielmehr müssten Aufklärungsmaßnahmen und Bildungsinitiativen folgen. Kinder müssten früh für Regeln und Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert werden. Auch Medienkampagnen und gesellschaftliche Projekte seien notwendig, um langfristig ein neues Bewusstsein zu schaffen.
Sakarya warnte:
„Eines der größten Probleme im türkischen Straßenverkehr ist das weit verbreitete rücksichtlose Verhalten. Es geht nicht nur um Regelverstöße, sondern auch um eine Haltung. Wir brauchen öffentliche Kampagnen, Nachrichtenberichte und Bildungsangebote, die die emotionalen und psychologischen Folgen solcher Verstöße deutlich machen.“
Strafen & Aufklärung Hand in Hand
Das neue Gesetz zielt nicht nur auf höhere Sanktionen ab, sondern soll auch eine gesellschaftliche Debatte über Sicherheit und Verantwortung im Straßenverkehr anstoßen. Besonders bei lebensgefährlichen Verstößen wie Driften, Trunkenheit am Steuer und Rotlichtmissachtung sollen künftig konsequentere Maßnahmen greifen.