Im Kampf gegen die anhaltende Umweltbelastung im Marmarameer hat die Türkei ein innovatives Projekt gestartet: In der westtürkischen Provinz Bursa, genauer im Bezirk Karacabey, wurden schwimmende Pflanzeninseln in einem Nebenfluss des Marmarameers installiert.
Das Vorhaben ist Teil eines umfassenden Aktionsplans gegen die sogenannte Meeresmukilage („Seerotz“) – eine schleimartige Substanz, die seit 2021 vor allem durch Überdüngung und Wasserverschmutzung das Ökosystem des Marmarameers bedroht.
250 Pflanzeninseln auf dem Çapraz-Fluss
In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Stadtplanung und Klimawandel, der Universität Bursa Uludağ und der Demirtaş Industriezone (DOSAB) wurden 250 schwimmende Inseln auf dem Çapraz-Fluss eingesetzt, einem der Zuflüsse zum Marmarameer. Diese Pflanzeninseln bedecken eine Fläche von rund 2.400 Quadratmetern und sollen mithilfe von sechs verschiedenen Pflanzenarten gezielt Stickstoff und Phosphor aus dem Wasser filtern – zwei Hauptverursacher der Mucilage.
Modellprojekt mit Potenzial für die ganze Region
Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, soll es auf alle relevanten Zuflüsse in der Marmararegion ausgeweitet werden. Ziel ist es, den Nährstoffeintrag in das ohnehin schwer belastete Meer deutlich zu verringern.
Menderes İşçen, Leiter der Abteilung für Wasser- und Bodenmanagement im Ministerium, erklärte: „Seit dem Mukilage-Ausbruch 2021 konzentrieren wir uns auf die Reduktion von Stickstoff und Phosphor. Von unserem 22-Punkte-Aktionsplan sind 19 Maßnahmen abgeschlossen, eine ist fast fertig, zwei sind noch in Arbeit.“
Dazu zählt auch die gesetzlich verpflichtende Umstellung aller kommunalen Kläranlagen auf moderne biologische Systeme – eine Maßnahme, die bis spätestens 15. Juni 2025 umgesetzt sein muss. Doch laut İşçen haben viele Kommunen bislang nicht die nötigen Fortschritte erzielt.
Universität liefert wissenschaftliche Grundlage
Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei Dr. Ayşegül Akpınar von der Universität Uludağ, die bereits 2021 eine Pilotstudie durchführte. Sie betont: „Wir setzen hier auf eine biologische Reinigungsmethode mit insgesamt 120.000 Pflanzen. Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen, dass dieses Modell eine wirksame und nachhaltige Lösung zur Wasserreinigung bietet.“