Präsident Erdoğan und Papst Leo XIV rufen bei historischem Türkei-Besuch zu globalem Frieden auf

28.11.2025 – 11:00 Uhr

Bei einem historischen Treffen in Ankara haben der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Papst Leo XIV zu verstärkten internationalen Anstrengungen für globalen Frieden und Stabilität aufgerufen. Der Papst war am 27. November 2025 zu seinem ersten Auslandsbesuch in die Türkei gereist und wurde im Präsidentenpalast mit militärischen Ehren empfangen.

Erdoğan bezeichnete den Besuch als bedeutendes Zeichen des interreligiösen Dialogs:
„Dass der Papst die Türkei besucht – ein Land, in dem seit Jahrhunderten Gebetsstätten verschiedener Religionen denselben Himmel teilen – ist ein wichtiges Symbol für unsere gemeinsamen Werte.“ Er betonte, die Türkei verstehe sich als Erbin einer Tradition friedlichen Zusammenlebens verschiedener Kulturen und werde weiterhin alles tun, „um ein Umfeld globaler Stabilität zu fördern“.

Der Präsident würdigte zudem die „wertvolle Unterstützung“ des Papstes in internationalen Krisen und zeigte sich überzeugt, dass die von Ankara ausgehenden Botschaften die christliche und die türkisch-islamische Welt erreichen und „die Hoffnung auf Frieden stärken“ würden.

Papst warnt vor „schleichender Vorbereitung auf einen dritten Weltkrieg“

Papst Leo XIV mahnte angesichts weltweiter Konflikte zu Besonnenheit. Die Welt befinde sich „in einer Phase globaler Spannungen, in der wirtschaftliche und militärische Machtstrategien dominieren“. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht zulassen, dass „schrittweise die Grundlage für einen dritten Weltkrieg“ gelegt werde.

„Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel“, sagte Leo. Heute brauche es mehr denn je Menschen, „die Dialog fördern und ihn mit entschlossenem Willen und Geduld umsetzen“.

Beim Anflug auf Ankara hatte Leo den historischen Charakter seines Besuchs hervorgehoben. Er hoffe, dass seine Botschaft der Einheit und des Friedens „weltweit Anklang“ finde – nicht nur unter Christen.

„Wir wollen betonen, wie wichtig Frieden auf der ganzen Welt ist – und alle Menschen dazu einladen, trotz unterschiedlicher Religionen und Überzeugungen als Brüder und Schwestern miteinander zu leben.“

Besuch in Ankara und Istanbul

Nach seiner Landung am Flughafen Esenboğa wurde der Papst von Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy und weiteren hochrangigen Vertretern empfangen. Anschließend besuchte Leo das Mausoleum von Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk, wo er einen Kranz in den Farben der türkischen Flagge niederlegte und eine Schweigeminute abhielt.

Am Abend reiste der Papst nach Istanbul weiter, wo ökumenische und interreligiöse Gespräche geplant sind. Im Anschluss wird er in den Libanon weiterfliegen.

Der Besuch fällt in eine Phase, in der die Türkei intensiv versucht, als Vermittler in den Konflikten in der Ukraine und im Gazastreifen zu wirken. Ankara hatte mehrfach Gesprächsrunden zwischen Russland und der Ukraine ausgerichtet und Bereitschaft signalisiert, sich an einer möglichen Stabilisierungstruppe in Gaza zu beteiligen.

1.700 Jahre Konzil von Nicäa: Ein Zeichen der christlichen Einheit

Hauptanlass der Papstreise ist das 1.700. Jubiläum des Konzils von Nicäa, des ersten ökumenischen Konzils der Christenheit im Jahr 325. In İznik betete Leo gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, dem geistlichen Oberhaupt der orthodoxen Christen, und unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung – ein deutliches Zeichen christlicher Annäherung.

Bis ins Jahr 1054 waren die westliche und die östliche Kirche vereint; der Streit über die Rolle des Papstes führte schließlich zum Großen Schisma.

Neben der kirchlichen Bedeutung will Leo mit seinem Besuch auch den Dialog mit der muslimischen Welt stärken. In Istanbul wird er unter anderem die Blaue Moschee besuchen und an einem interreligiösen Treffen teilnehmen.