Im Rahmen der Eröffnung des Internationalen Archäologie-Symposiums und der Ausstellung „Das Goldene Zeitalter der Archäologie“ in der Beştepe-Millet-Bibliothek in Ankara betonte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Bedeutung der archäologischen Arbeit für das nationale Selbstverständnis und den kulturellen Erhalt. Er kündigte an, dass seit 2002 insgesamt 13.291 aus der Türkei entwendete historische Artefakte zurückgeführt werden konnten – eine Leistung, die er als Beleg für das Engagement seines Landes im Kampf gegen den illegalen Kulturguthandel wertete.
In seiner Ansprache würdigte Erdoğan die tief verwurzelte kulturelle Vergangenheit Anatoliens, das als Schmelztiegel zahlreicher Kulturen und Zivilisationen diene. Besonders hob er die Bedeutung von Göbeklitepe, einem rund 12.000 Jahre alten Fundort in Şanlıurfa, hervor, der sogar älter als die ägyptischen Pyramiden und das englische Stonehenge sei. Die Türkei sei in diesem Sinne ein „offenes Freilichtmuseum“ der Menschheitsgeschichte.
Erdoğan erinnerte daran, dass bereits im Osmanischen Reich unter Sultan Abdülmecid erste Schritte zum Schutz antiker Kulturgüter unternommen wurden. Diese Tradition habe man weitergeführt und massiv ausgebaut. Unter anderem sei mit dem 2023 gestarteten „Geleceğe Miras“ (Erbe für die Zukunft)-Projekt die Finanzierung archäologischer Arbeiten deutlich erhöht worden. Die Zahl der aktiven Ausgrabungsstätten sei von 151 auf über 250 gestiegen, zudem hätten neue Maßnahmen die Dauer der Ausgrabungen von 3 Monaten auf das ganze Jahr verlängert.
Auch wissenschaftliche Beiträge würden gestärkt: Erdoğan verwies auf die Einrichtung von Lehrstühlen für Türkisch-Islamische Archäologie an Universitäten und hob hervor, dass damit ein lange vernachlässigter Zweig nun systematisch gefördert werde. Die archäologischen Aktivitäten seien inzwischen so breit und intensiv, dass die Türkei heute sowohl bei Land- als auch Unterwasserfunden eine führende Rolle in der Weltarchäologie spiele.
Besonders hervorgehoben wurde die Rückführung der Marcus-Aurelius-Bronzestatue, die nach 65 Jahren ins Land zurückgeholt wurde. Erdoğan erinnerte an die verstorbene Archäologin Jale İnan, die sich früh für die Rückgabe dieses bedeutenden Kunstwerks eingesetzt hatte. Mit Verweis auf die schwierige Geschichte der Ausplünderung osmanischen Kulturerbes erklärte er, dass die heutigen Rückführungen auch als symbolische Rückeroberung kultureller Souveränität zu verstehen seien.
Erdoğan sprach auch über bedeutende Restaurierungsprojekte wie die Ayasofya Moschee, die Rami-Bibliothek, die Galata- und die Mädchenturm-Restaurierungen sowie die Wiederbelebung des Haydarpaşa- und Sirkeci-Bahnhofs als Kulturzentren. Insgesamt zeige sich, dass Kultur, Geschichte und Architektur in der Türkei unter einem ganzheitlichen Ansatz gepflegt und bewahrt würden.
Abschließend rief Erdoğan junge Menschen und die breite Öffentlichkeit dazu auf, sich für Archäologie zu interessieren und die derzeit laufenden Ausstellungen zu besuchen. Er dankte allen Beteiligten, besonders Kulturminister Mehmet Nuri Ersoy, für ihren Einsatz und versicherte der Archäologie-Community die fortwährende Unterstützung der Regierung.