Das als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannte Natur- und Kulturdenkmal Pamukkale in der türkischen Provinz Denizli empfängt jährlich rund 2,5 Millionen Besucher. Die Region ist bekannt für ihre weißen Kalksinterterrassen und die antike Stadt Hierapolis. Aktuell weist die Tourismusbranche jedoch auf eine ökologische Entwicklung hin, die langfristig das Erscheinungsbild des Naturwunders verändern könnte.
Gazi Murat Şen, der Vorsitzende des Tourismusverbands DENTUROD, berichtet, dass die Durchflussmenge des für die Travertinbildung notwendigen Thermalwassers in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist – von ehemals 450 Litern auf aktuell rund 150 Liter pro Sekunde. Dieser Rückgang könne zu sichtbaren Veränderungen an den Kalkterrassen führen, darunter eine mögliche Verfärbung. Şen bezeichnet die Entwicklung als ernstzunehmendes Signal in Bezug auf den Schutz des Naturerbes.
Energieversorgung: Uneinigkeit über weitere Schritte
Um den Energiebedarf des benachbarten Kurorts Karahayıt umweltfreundlich zu decken, wurde im Herbst 2025 der Beschluss für ein mobiles Erdgasversorgungssystem gefasst. An dem Entscheidungsprozess waren Vertreter der Provinzverwaltung Denizli, der Stadt Pamukkale, der Großstadtverwaltung, DENTUROD, Tourismusakteure sowie das Energieunternehmen Enerya beteiligt.
Im Rahmen dieser Übereinkunft übernahm die Großstadtverwaltung die Verantwortung für bauliche Maßnahmen, während die Stadt Pamukkale das Projekt per Ratsbeschluss unterstützte. Die Provinzverwaltung koordinierte mit den zuständigen Behörden.
Wie Şen nun jedoch mitteilt, plant Enerya aktuell, statt der vereinbarten mobilen Lösung ein neues Leitungssystem umzusetzen, das frühestens 2028 fertiggestellt sein könnte. Dies würde das ursprünglich geplante Versorgungskonzept verzögern und den bisherigen Abstimmungen widersprechen.
Appell zur Umsetzung des vereinbarten Konzepts
In einer öffentlichen Erklärung ruft Şen dazu auf, am ursprünglich vereinbarten mobilen Erdgasprojekt festzuhalten und es bis Ende 2025 umzusetzen. Dabei betont er die Bedeutung von Verlässlichkeit und Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Die geplanten Maßnahmen seien nicht nur technischer Natur, sondern auch Ausdruck der gemeinsamen Verantwortung für den langfristigen Erhalt des Natur- und Kulturerbes.
In vier Punkten fasst Şen seine Erwartungen zusammen:
- Enerya soll sich an die getroffene Vereinbarung zum mobilen Erdgasmodell halten.
- Die Versorgung der Region Karahayıt soll bis Ende 2025 sichergestellt werden.
- Die bisherige Kooperationsbereitschaft zwischen den Institutionen soll gewahrt bleiben.
- Das Projekt ist nicht nur eine Infrastrukturmaßnahme, sondern auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Abschließend verweist Şen auf die gemeinsame Verantwortung von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft: Der Schutz von Pamukkale gehe über lokale Interessen hinaus und erfordere das langfristige Engagement aller Beteiligten.