Lyrbe in Antalya – Die verborgene Perle der Taurus-Berge begeistert auch in Frankfurt

09.07.2025 – 15:45 Uhr

Die archäologischen Arbeiten in der antiken Stadt Lyrbe bei Manavgat (Antalya) stießen bei einer Präsentation an der Universität Frankfurt auf großes Interesse. In Kooperation mit dem Archäologischen Institut der Universität und dem Kultur- und Tourismusattaché des türkischen Generalkonsulats Frankfurt wurde die Veranstaltung am Montag im Skulpturensaal der Universität organisiert.

Enge Verbindungen zwischen Frankfurt und der türkischen Archäologie

Prof. Dr. Anja Klöckner, Leiterin des Fachbereichs Klassische Archäologie, erinnerte in ihrer Begrüßung an die über 100-jährige Geschichte deutsch-türkischer archäologischer Zusammenarbeit. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts nahm der Frankfurter Archäologe Prof. Hans Schrader an Ausgrabungen in Priene teil – ein Erbe, das bis heute gepflegt wird. Klöckner betonte: „Unsere Archäologinnen und Archäologen haben in der Türkei nicht nur geforscht, sondern auch gelebt, Türkisch gelernt und enge Beziehungen zu den Kolleginnen und Kollegen vor Ort aufgebaut.“

Auch Kulturattaché Ferruh Parmaksız hob die Bedeutung dieser Arbeiten für den internationalen Kulturaustausch hervor und verwies auf das stetige Interesse an der türkischen Geschichte. „2023 kamen rund 6 Millionen Tourist:innen aus Deutschland in die Türkei – auch, weil sie unsere kulturellen Schätze entdecken möchten.“

Lyrbe im Fokus: Zwischen Wissenschaft und kultureller Verantwortung

Im Zentrum der Veranstaltung stand ein Vortrag von Dr. Işıl Işıklıkaya-Laubscher, die die seit 2021 laufenden Untersuchungen in Lyrbe leitet. Unterstützt wurde sie von Dr. Selma Bulgurlu Gün von der Universität Istanbul, die die deutsche Übersetzung übernahm. Die Präsentation wurde durch beeindruckende 3D-Modelle der Ausgrabungsstätte bereichert, die in Zusammenarbeit mit den Firmen „4Scans“ (Wiesbaden) und „Quantum Systems“ (München) erstellt wurden.

Lyrbe, das lange als Seleukeia bekannt war, liegt in der Nähe des Dorfes Bucakşeyhler bei Manavgat. Das Forschungsprojekt wird von mehreren Universitäten getragen – darunter die Universitäten Istanbul, ITÜ und die Hochschule RheinMain. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe besteht aus Archäolog:innen, Architekt:innen, Geograf:innen und Studierenden aus Frankfurt, Wiesbaden und München.

Zukunftspläne: Von der Oberflächenforschung zur Ausgrabung

Seit 2021 werden zunächst Oberflächenuntersuchungen durchgeführt. Ziel ist es, in naher Zukunft systematische Grabungen unter der Leitung des Side-Museums zu beginnen. Der entsprechende Antrag beim türkischen Kulturministerium wurde bereits gestellt.

Dr. Işıklıkaya erinnerte an die Pionierarbeiten von Prof. Arif Müfit Mansel, Prof. Jale İnan und Prof. Haluk Abbasoğlu, die die Bedeutung des Ortes bereits in den 1970er-Jahren erkannten. Viele damals geborgene Funde sind heute in den Museen von Antalya und Side ausgestellt.

Die heutige Forschung legt besonderes Augenmerk auf bislang unbekannte Aspekte der Siedlungsgeschichte. So wurden zweisprachige Inschriften (Altgriechisch und Side-Dialekt) entdeckt, die auf eine frühere und eigenständige lokale Kultur hinweisen. Auch ein großer Waldbrand 2021 hat Spuren hinterlassen – sowohl Schäden als auch neue archäologische Funde im Umfeld der Stadt.

Archäologie trifft Gemeinwesen

Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, die lokale Bevölkerung aktiv einzubeziehen. Das Team veranstaltet regelmäßig Infoveranstaltungen und pflegt den Kontakt zu den Dorfbewohner:innen, von denen einige schon in den 1970er-Jahren an Grabungen beteiligt waren. Auch die Ähnlichkeit zwischen alten Dorfhäusern und antiken Bauformen wird im Sinne des Kulturerhalts thematisiert.

Dr. Işıklıkaya wünscht sich, dass Lyrbe künftig ebenso stark ins Blickfeld der Besucher:innen rückt wie Perge oder Side: „Diese Ausgrabungen sind nicht nur wissenschaftlich bedeutsam – sie schaffen auch eine Brücke zwischen Deutschland und der Türkei, zwischen Frankfurt und Antalya.“

Die neuen Untersuchungen des Teams werden in den kommenden Wochen fortgesetzt. Wer in diesem Sommer die Region Manavgat besucht, kann die beeindruckende Stätte nur 10–15 km vom Stadtzentrum entfernt besuchen – und dabei den Archäolog:innen direkt bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Virtuelle Tour von Lyrbe (3D-Modell):
https://www.4scans.com/