Russlands wohlhabende Konsumenten zieht es wieder ins Ausland – und ganz besonders in die Türkei. Grund: Die Preise für Luxusgüter in Russland explodieren. Laut einem Bericht der russischen Zeitung Kommersant unter Berufung auf den Julius-Baer-Index liegen die Preise in russischen Metropolen mittlerweile über dem Niveau von London und Singapur.
In Städten wie Moskau oder Kazan werden Designerstücke inzwischen bis zu 60 % teurer verkauft als in westlichen Großstädten. So kostet eine Bottega-Veneta-Handtasche, die in London 3.000 Dollar kostet, in Kazan bis zu 4.800 Dollar. Ursache sind Währungsturbulenzen, hohe Zölle, Lieferprobleme, internationale Sanktionen und der Rückzug zahlreicher Marken aus dem russischen Markt.
Istanbul wird zur Luxus-Oase
Diese Entwicklung hat einen regelrechten Shoppingtourismus ausgelöst: Immer mehr wohlhabende Russen buchen Kurztrips nach Istanbul und Dubai, um dort Markenartikel günstiger und in größerer Auswahl zu erwerben. Die Türkei punktet mit Visafreiheit, kurzen Flugzeiten und einer breiten Auswahl internationaler Luxuslabels – von Nişantaşı bis Zorlu Center.
Schengen-Visa-Besitzer zieht es nach wie vor nach Paris oder Mailand, doch für viele Russen ohne EU-Visum ist Istanbul zur neuen Luxus-Hauptstadt geworden.
Reiseveranstalter berichten von einer Verdopplung der Buchungszahlen für sogenannte „Fashion Trips“, bei denen Einkaufen im Fokus steht. Einige Agenturen bieten sogar persönliche Shopping-Assistenten und exklusive Markenführungen an.
Ein Trend mit Perspektive
Experten sehen in dem Boom mehr als nur eine kurzfristige Flucht vor hohen Preisen: „Die Türkei etabliert sich als neuer Hotspot für internationalen Luxus – und russische Käufer spielen dabei eine Schlüsselrolle“, heißt es aus Branchenkreisen.
Der Konsum kennt eben keine Grenzen – besonders dann nicht, wenn Gucci und Chanel in Istanbul plötzlich ein Schnäppchen sind.