Klimakrise verändert Reiserouten in der Türkei: Touristen fliehen vor Hitze und Bränden

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22.08.2025 – 13:30 Uhr

Die Klimakrise verändert zunehmend das Reiseverhalten: Steigende Temperaturen und Waldbrände, auch in beliebten Ferienregionen der Türkei, sorgen dafür, dass Urlauber neue und kühlere Reiseziele bevorzugen.

Immer mehr inländische Touristen wenden sich den nördlichen, kühleren Regionen des Landes zu. Laut Branchenexperten ist ein deutlicher Rückgang der Buchungszahlen für den August in den südlichen Urlaubsgebieten zu verzeichnen – Stornierungen nehmen zu. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Kulturreisen in die westlichen und zentralen Schwarzmeerregionen um rund 20 Prozent.

Klimawandel beeinflusst Urlaubsentscheidungen

Besonders die Sommermonate in der nördlichen Hemisphäre sind mittlerweile von lebensbedrohlichen Waldbränden geprägt, ausgelöst durch extreme Hitze. Auch in der Türkei sorgen Bilder von Bränden in den südlichen und westlichen Küstenorten dafür, dass viele Reisende ihre Pläne überdenken.

Wer die Hürden bei der Visabeschaffung überwindet, zieht Reisen nach Zentral- und Nordeuropa in Betracht. Im Inland weichen Touristen vermehrt in die vergleichsweise kühlen Regionen des Schwarzen Meeres aus.

Eine Studie der Boğaziçi-Universität zeigt, dass der sogenannte „Klima-Komfort“ an den Küsten des Mittelmeers, der Ägäis und des Marmarameers zwischen 2026 und 2050 deutlich abnehmen wird. Die steigenden Temperaturen und zunehmende Luftfeuchtigkeit beeinträchtigen das physische Wohlbefinden der Urlauber – kürzere Aufenthalte und ein Rückgang der Besucherzahlen sind die Folge.

Schwarzmeerregion wird zur attraktiven Alternative

İlham Seyyale, Leiter für Kulturtourismus beim türkischen Reiseverband TÜRSAB, betont, dass die Auswirkungen des Klimawandels inzwischen klar zu spüren seien.

„Im Schwarzmeerraum gibt es praktisch keine Waldbrände. Das beruhigt viele Urlauber. Bei der Wahl des Reiseziels achten Menschen nun verstärkt auf Niederschlagsmengen, Waldflächen und Brandrisiken. West- und Zentral-Schwarzmeer stechen hier hervor“, so Seyyale.

Die Zahl der Stornierungen sei gestiegen, die Verkäufe im August im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig würden kulturelle Reisen in die Regionen Bartın, Sinop, Samsun, Ordu und Giresun immer beliebter.

Allerdings gibt es in der östlichen Schwarzmeerregion einen Rückgang der Inlandsreisen. Grund seien die gestiegenen Preise, ausgelöst durch hohe Nachfrage aus dem Nahen Osten.

Neue Formen des Reisens gewinnen an Bedeutung

Hamit Kuk, Chefberater bei TÜRSAB, bestätigt, dass die touristische Aktivität in von Bränden betroffenen Regionen während solcher Ereignisse deutlich nachlasse. Ob dieser Trend dauerhaft sei, bleibe abzuwarten.

Neben den Bränden spiele aber auch die extreme Hitze eine Rolle bei der Entscheidung, neue Reiseziele zu wählen. Laut Kuk erfreuen sich individuelle Urlaubsformen zunehmender Beliebtheit: „Mit wachsendem Bedürfnis nach Privatsphäre bevorzugen viele weniger überfüllte Orte. Caravan-Tourismus, Tiny Houses, Camping und Trekking werden jedes Jahr um 10 bis 15 Prozent häufiger nachgefragt.“