İstanbul – In Şişli ist ein dreijähriger Junge an einer Vergiftung durch ein Schädlingsbekämpfungsmittel gestorben. Wie nun bekannt wurde, handelt es sich bei dem verantwortlichen Unternehmen um dieselbe Firma, die auch im Fall der in Fatih verstorbenen Familie Böcek im Zentrum der Ermittlungen steht. Ein Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin (Adli Tıp Kurumu) bestätigt, dass der Tod des Kindes durch ein Insektizid verursacht wurde.
Insektizid aus Nachbarwohnung – Vater erhebt schwere Vorwürfe
Der Vorfall ereignete sich am 18. April im Istanbuler Stadtteil Şişli, im Viertel Halil Rıfat Paşa. In einer Wohnung des Gebäudes war eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt worden. In der gegenüberliegenden Wohnung begannen kurze Zeit später die dreijährige Karan Yazıcı und seine Eltern Symptome wie Übelkeit und Erbrechen zu entwickeln.
Laut der Aussage des Vaters, Şahin Yazıcı, war die behandelte Wohnung weitgehend luftdicht abgeklebt worden. Beim Betreten der eigenen Wohnung habe er jedoch gesehen, dass das Küchenfenster der behandelten Einheit offenstand – direkt unter dem Zimmer seines Sohnes. Er vermutet, dass giftige Gase dadurch in ihre Wohnung gelangten.
Die Familie ging zunächst davon aus, ihr Sohn habe sich erkältet. Als sich die Beschwerden verschlimmerten, suchten sie am 20. April ein Krankenhaus in Şişli auf. Dort kollabierte der Junge trotz laufender Behandlung und mehrstündiger Reanimationsversuche. Er verstarb kurz darauf.
Obduktion: Keine äußeren Verletzungen – Giftstoffe im Blut nachgewiesen
Das Institut für Rechtsmedizin stellte in seinem Bericht fest, dass weder äußere Verletzungen noch traumatische Einwirkungen vorlagen. Bei der toxikologischen Untersuchung wurden jedoch Aluminium und Zink im Blut des Kindes gefunden – Bestandteile bestimmter Schädlingsbekämpfungsmittel.
Die Gutachter kamen zu dem Schluss, dass der Tod eindeutig durch eine Vergiftung mit einem Insektizid verursacht wurde.
Polizei sammelt Spuren – Ermittlungen ausgeweitet
Die Olay Yeri İnceleme (Tatortgruppe der Polizei) entnahm Proben sowohl in der behandelten Wohnung als auch in der Wohnung der Familie Yazıcı, darunter an Lüftungen, Mauerkanten und Türen.
Staatsanwaltschaft und Polizei haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen das betroffene Schädlingsbekämpfungsunternehmen wurde Anzeige erstattet. Laut Medienberichten handelt es sich um dieselbe Firma, die im Zusammenhang mit dem Tod der Familie Böcek in Fatih wenige Tage zuvor in den Fokus geraten war.
„Wir wurden vergiftet“ – Vater erstattet Anzeige
Vater Şahin Yazıcı schilderte in seiner Aussage detailliert die Symptome seiner Frau, seines Sohnes und seiner eigenen Person: anhaltende Übelkeit, starkes Durstgefühl, Erbrechen und Kreislaufprobleme.
Er macht das Unternehmen für den Tod seines Sohnes verantwortlich:
„Ich denke, dass wir durch das geöffnete Fenster der behandelten Wohnung vergiftet wurden. Das Unternehmen sagte uns, dass keine Gefahr bestehe. Ich halte dies für grobe Fahrlässigkeit und erstatte Anzeige.“
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.
(DHA)