Historischer Meilenstein: Türkische Wissenschaftlerin Fatma Deniz wird Präsidentin der TU Berlin

07.12.2025 – 13:00 Uhr

Die Technische Universität Berlin (TU Berlin), eine der größten und einflussreichsten technischen Hochschulen Deutschlands, hat mit Professorin Fatma Deniz erstmals in ihrer Geschichte eine türkischstämmige Wissenschaftlerin zur Präsidentin gewählt.

Deniz, bisher Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, erhielt im Akademischen Senat 42 Stimmen und setzte sich damit deutlich gegen die amtierende Präsidentin Geraldine Rauch durch, die 18 Stimmen erhielt.

Nach ihrer Wahl zeigte sich Deniz „sehr glücklich“ und übernahm die Position „mit großem Vertrauen und Respekt“. In einer offiziellen Erklärung skizzierte sie ihre Vision für die Universität: „Unser gemeinsames Ziel ist es, eine moderne technische Universität zu gestalten, die wissenschaftliche Exzellenz in der Hauptstadt verkörpert. Dazu brauchen wir verlässliche Strukturen und eine Kultur, in der Lernen, Entwicklung und klare Verantwortlichkeiten die Norm sind.“

Die 42-jährige Informatik-Professorin ist bekannt für ihre interdisziplinäre Forschung an der Schnittstelle von Informationswissenschaft, Neurowissenschaft und Datenwissenschaft, mit besonderem Fokus darauf, wie Sprachsysteme im Gehirn und in technischen Modellen funktionieren. Auf ihrer Website beschreibt sie das Ziel ihres Teams, zu verstehen, „wie komplexe Informationen im Gehirn codiert werden“ und untersucht derzeit, wie mehrere Sprachen innerhalb menschlicher neuronaler Systeme koexistieren können.

Geboren in München und in der Türkei aufgewachsen, schloss Deniz ihr Studium an der Bursa Girls’ High School als Jahrgangsbeste ab, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. Ihre akademische Laufbahn führte sie unter anderem an die University of California, Berkeley, und das California Institute of Technology (Caltech).

Deniz trat 2024 als Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit in die Hochschulleitung ein. Neben der Wissenschaft beschreibt sie sich als leidenschaftliche Programmiererin, die Freude am Backen hat und die Resonanz beim Cellospiel genießt.

Die unterlegene Kandidatin Geraldine Rauch, 43, ist Medizinerin und Biometrikerin und amtierte seit 2022 als Präsidentin. Rauch geriet im vergangenen Jahr unter öffentliche Kritik, nachdem sie in sozialen Medien einen Beitrag gelikt hatte, der den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu mit NS-Führern verglich.

Während ihres Wahlkampfes setzte Deniz auf eine schnell entwickelte langfristige Strategie für die TU Berlin und forderte eine deutliche Beschleunigung administrativer Prozesse. Sie wird ihr Amt am 1. April 2026 antreten.

Ihre Wahl hat auch für die in Deutschland lebende türkische Community eine symbolische Bedeutung. Viele der Familien kamen ursprünglich als Gastarbeiter nach Deutschland, und die Ernennung Deniz’ zeigt den Erfolg türkischstämmiger Menschen in Wissenschaft, Politik und öffentlichem Leben.