In mehreren Provinzen im Westen der Türkei kämpfen Einsatzkräfte weiterhin gegen massive Waldbrände. Besonders betroffen sind die Regionen Tekirdağ, Çanakkale und Balıkesir, in denen sich die Feuer aufgrund starker Winde schnell ausbreiteten. Trotz intensiver Löscharbeiten aus der Luft und am Boden konnte bislang nur ein Teil der Brände unter Kontrolle gebracht werden.
32-Stunden-Einsatz in Tekirdağ
In Şarköy (Provinz Tekirdağ) brach das Feuer zunächst auf einem landwirtschaftlich genutzten Gelände aus und griff anschließend auf den angrenzenden Wald über. Der Brand breitete sich bis in die benachbarte Provinz Çanakkale (Gelibolu) aus. Insgesamt sind vor Ort 15 Löschflugzeuge, 19 Hubschrauber, fast 500 Einsatzfahrzeuge sowie rund 1.200 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Auch der Minister für Land- und Forstwirtschaft, İbrahim Yumaklı, verschaffte sich ein Bild der Lage.
„Die Windgeschwindigkeit ist gesunken – das spielt uns in die Karten. Mit dem erwarteten Anstieg der Luftfeuchtigkeit in den Abendstunden erhoffen wir uns bessere Ergebnisse“, erklärte der Minister. In den betroffenen Ortschaften wurden bislang 1 320 Menschen evakuiert; ein Teil von ihnen konnte nach Entwarnung bereits in seine Häuser zurückkehren.
Verletzte und mögliche Brandursache
Während der Löscharbeiten erlitten insgesamt 22 Menschen Rauchvergiftungen, darunter drei Einsatzkräfte. Ein Patient befindet sich laut Ministerium in ernstem, aber nicht lebensgefährlichem Zustand. Die Behörden prüfen derzeit Hinweise, wonach ein Vogel, der mit einer Hochspannungsleitung kollidierte, das Feuer ausgelöst haben könnte.
Kritik an Politisierung der Katastrophe
In einer Pressekonferenz wandte sich Minister Yumaklı entschieden gegen Versuche, die Brände politisch zu instrumentalisieren. „Unsere jungen Helfer riskieren täglich ihr Leben. Die Löschfahrzeuge fahren nicht zu Showzwecken durch die Gegend, sondern nach Einsatzplan. Diese Katastrophe darf kein Spielball politischer Interessen sein“, betonte er.
Weitere Brände in der Region – teilweise unter Kontrolle
Auch in Bolu und Muğla wurden Waldbrände gemeldet. In Bolu-Göynük konnte ein Feuer nahe dem Dorf Kızılkuyu nach Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Dabei wurden etwa vier Hektar Waldfläche zerstört. In Muğla-Yatağan entzündete ein Blitzeinschlag einen Brand in einem Waldstück bei Nebiköy. Auch dieses Feuer konnte mithilfe von neun Hubschraubern und 132 Feuerwehrleuten gelöscht werden, wobei rund fünf Hektar verbrannten.
Brisante Lage in Balıkesir
Besorgniserregend ist weiterhin die Lage in den Bezirken Savaştepe und Altıeylül in der Provinz Balıkesir. Dort kämpfen die Feuerwehrkräfte mit drei Hubschraubern, 21 Löschfahrzeugen, sechs Wassertankern und weiteren Spezialfahrzeugen gegen die Flammen. Der starke Wind erschwert die Löscharbeiten erheblich. Aus Sicherheitsgründen wurde das Dorf Bahadır evakuiert, in Kılcılar wurden Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Infrastruktur und Energieversorgung betroffen?
Im Zusammenhang mit dem Verdacht auf einen elektrischen Auslöser betonte der örtliche Stromversorger TREDAŞ, dass sich im betroffenen Gebiet keine Leitungen in seinem Verantwortungsbereich befänden. Vielmehr verlaufe dort eine Leitung eines privaten Anbieters. TREDAŞ versicherte, rund um die Uhr mit den Behörden zu kooperieren.
Verkehr wieder freigegeben
Wegen dichter Rauchentwicklung war die Autobahn Çanakkale–Malkara zwischenzeitlich gesperrt. Inzwischen konnte der Abschnitt bei Kavakköy jedoch wieder für den Verkehr freigegeben werden, wie der Gouverneur von Çanakkale, Ömer Toraman, auf X (ehemals Twitter) mitteilte.
Ministerium ruft zur Besonnenheit auf
Angesichts kursierender Gerüchte und Falschinformationen in den sozialen Medien rief Minister Yumaklı die Bevölkerung dazu auf, ausschließlich offiziellen Quellen zu vertrauen. Er betonte, dass seit Jahresbeginn rund 3.500 Waldbrände in der Türkei gelöscht worden seien, davon 60 bis 70 allein am gestrigen Tag.