Auch in Frankfurt wurde der 102. Jahrestag der Gründung der Republik Türkei am 29. Oktober mit großer Begeisterung gefeiert. Ehrengast war Karin Müller, Staatssekretärin im hessischen Ministerium für Europa- und Bundesangelegenheiten. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und der türkischen Gemeinde, darunter auch Emiş Gürbüz, Mutter eines Opfers des Hanauer Anschlags von 2020, nahmen teil. Unter den Gästen befanden sich zudem hochrangige Diplomatinnen und Diplomaten aus verschiedenen Konsulaten.

Die Feier begann mit einer Schweigeminute und den Nationalhymnen beider Länder. Danach wurde die Botschaft von Präsident Recep Tayyip Erdoğan verlesen. Generalkonsulin İlknur Akdevelioğlu betonte in ihrer Ansprache die historische Bedeutung der Republikgründung durch Mustafa Kemal Atatürk und würdigte alle, die für die Unabhängigkeit der Türkei gekämpft haben. „Unsere Republik ist das Ergebnis des Mutes und der Entschlossenheit einer Generation, die trotz aller Widrigkeiten an sich glaubte. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor Atatürk und seinen Weggefährten.“

Sie hob hervor, dass die Türkei in den vergangenen 102 Jahren trotz schwieriger Lage eine führende Rolle in ihrer Region eingenommen habe – dank ihres säkularen Staatsverständnisses, ihrer jungen Bevölkerung und aktiven Außenpolitik. Das Handelsvolumen mit Deutschland habe 55 Milliarden Euro überschritten, über 8.000 deutsche Unternehmen seien in der Türkei tätig, und mehr als 6,5 Millionen deutsche Touristinnen und Touristen hätten das Land 2024 besucht.

„Mehr als drei Millionen Menschen türkischer Herkunft sind Teil der deutschen Geschichte. Ihr Beitrag bildet eine Brücke zwischen unseren Nationen“, sagte Akdevelioğlu. Sie betonte außerdem die Bedeutung des Türkischunterrichts und kultureller Aktivitäten für die nächste Generation sowie das wirtschaftliche Potenzial der Zusammenarbeit mit Hessen, deren Handelsvolumen bei rund drei Milliarden Euro liege. Besonders dankte sie den in Hessen tätigen Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften: „Sie leisten seit Jahren hervorragende Arbeit – nicht nur für die türkische, sondern für die gesamte hessische Gesellschaft.“

Staatssekretärin Karin Müller erinnerte daran, dass Deutschland die Republik Türkei früh anerkannt habe, und sprach von einer „Freundschaft mit tiefer Vergangenheit und Zukunft“. Die Partnerschaft zwischen Hessen und Bursa spiele dabei eine wichtige Rolle. „Seit den 1960er-Jahren haben Türkinnen und Türken, die nach Deutschland kamen, unser Land entscheidend mitgestaltet. Heute sind sie Lehrer, Ingenieure, Ärztinnen und Unternehmer – und vor allem unsere Nachbarn und Freunde. Lassen Sie uns gemeinsam auf der Grundlage von Respekt und Gleichberechtigung an unserer gemeinsamen Zukunft arbeiten.“
Zum Abschluss spielte die Musikerin Merve Uslu von der Frankfurter Oper Bibers „Passacaglia“ für Violine solo – trotz des Gesprächslärms vieler Gäste in beeindruckender Präzision.
 
								