Der japanische Erdbebenexperte, Bauingenieur und Architekt Yoshinori Moriwaki warnte in einer Konferenz an der Universität Kırıkkale vor einem möglichen schweren Erdbeben in der Türkei, insbesondere in der Region Bandırma. Im Rahmen seines Vortrags „Die Seismizität der Türkei aus Sicht eines japanischen Experten“ betonte Moriwaki die Ähnlichkeiten zwischen Japan und der Türkei hinsichtlich ihrer Lage in seismisch aktiven Zonen.
Moriwaki erklärte, dass entlang der Linie Gemlik – Bursa – Bandırma – Çanakkale – Balıkesir – Ayvalık eine bedeutende Verwerfung liegt, in der es seit etwa 350–400 Jahren kein größeres Erdbeben gegeben hat. Besonders Bandırma gilt als Risikozone, da sich hier über Jahrhunderte Spannungen aufgebaut haben, ohne dass diese durch ein Erdbeben freigesetzt wurden. In anderen Regionen wie Balıkesir gebe es zwar gelegentlich kleinere Beben, jedoch nicht in der Intensität wie potenziell in Bandırma zu erwarten.
In Bezug auf andere Gebiete sagte Moriwaki, dass etwa die Izmir-Verwerfung noch nicht vollständig gebrochen sei, weshalb auch dort mit weiteren Erschütterungen gerechnet werden müsse. Für die Marmara-Region erläuterte er, dass zwar Teile der Verwerfung zwischen Tekirdağ und Yalova-Çınarcık bereits in der Vergangenheit gebrochen seien, aber auf einer verbliebenen Strecke von rund 70 Kilometern noch eine größere seismische Aktivität möglich sei.
Auch zur Region Kırıkkale äußerte sich Moriwaki: Dort gebe es nur eine kurze Verwerfungslinie in Richtung des Tuz Gölü, weswegen er dort kein großes Beben erwarte. Ebenso gebe es in der Zentralanatolischen Region um Kütahya, Niğde und Konya kleinere seismische Aktivitäten.
Moriwaki betonte mehrfach die Wichtigkeit baulicher Sicherheit und individueller Vorbereitung. Jeder Haushalt solle eine Notfalltasche mit Wasser, Pfeife, Schokolade und Salz bereithalten. Möbel sollten gesichert und Treffpunkte mit der Familie vorab festgelegt werden, um im Ernstfall vorbereitet zu sein – ein Punkt, der laut Moriwaki in Japan beim Tsunami 2011 zu Kommunikationsproblemen geführt hatte.
Zum Abschluss des Programms wurde Moriwaki von Professoren der Universität Kırıkkale für seine Beiträge ausgezeichnet.