EU führt stufenweises Schengen-Visum für Türken ein: Erste Länder setzen die Regelung um

08.09.2025 – 18:00 Uhr

Die EU-Kommission hat mit der Umsetzung des sogenannten „Cascade-Systems“ für türkische Staatsbürger begonnen. Nach Bulgarien hat nun auch Griechenland das neue Visaverfahren aktiviert, das bei regelmäßiger und regelkonformer Nutzung längere Schengen-Visa ermöglicht.

Das neue System soll die teils massiv kritisierten Wartezeiten und Schwierigkeiten bei der Schengen-Visumerteilung für türkische Antragsteller verringern. Vor allem Geschäftsreisende, Touristen und Familienbesucher hatten in den letzten Jahren zunehmend über Hürden und Verzögerungen bei Visa-Anträgen geklagt.

Was ist das Cascade-System?

Die EU-Kommission hatte am 15. Juli 2025 beschlossen, das sogenannte „Cascade-Verfahren“ für türkische Staatsangehörige einzuführen. Das System sieht vor, dass Antragsteller bei erstmaligem Visumantrag in der Regel ein Kurzzeitvisum mit einfacher Einreise erhalten. Bei wiederholter, regelkonformer Nutzung – mindestens zwei Visa innerhalb der letzten drei Jahre – kann ein Visum mit einjähriger Gültigkeit und Mehrfacheinreise erteilt werden. In weiteren Schritten sind je nach Einhaltung der Regeln auch Visa mit drei- oder sogar fünfjähriger Gültigkeit möglich.

Erste Umsetzung in Bulgarien und Griechenland

Bulgarien war das erste Land, das das neue Verfahren anwendete. Nun folgt auch Griechenland: Die offizielle griechische Visastelle „Kosmos Vize Hizmetleri“ hat bekannt gegeben, dass das System ab sofort für alle in der Türkei wohnhaften türkischen Staatsbürger gilt. Ausgenommen sind derzeit Berufskraftfahrer.

Diese Länder nehmen teil

Das Cascade-System wird schrittweise in mehreren Schengen-Staaten eingeführt, darunter:
Belgien, Bulgarien, Tschechien, Deutschland, Estland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Kroatien, Italien, Zypern, Lettland, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Finnland und Schweden.

Irland ist als Nicht-Schengen-Land von der Regelung ausgenommen, Dänemark hat laut EU keine Verpflichtung zur Umsetzung.

Hintergrund: Wachsende Kritik an Visapraxis

In den letzten Jahren war der Unmut in der Türkei über die Schengen-Vergabepraxis deutlich gewachsen. Lange Wartezeiten, intransparente Prozesse und eine hohe Ablehnungsquote führten zu politischen Spannungen und öffentlichen Debatten.

Mit dem neuen System verfolgt die EU das Ziel, „verlässlichen Reisenden“ den Zugang zu mehrjährigen Visa zu erleichtern – und somit auch die bilateralen Beziehungen mit der Türkei zu stabilisieren.

Griechenland an der Spitze der Anträge

Griechenland ist weiterhin das beliebteste Ziel türkischer Visumantragsteller: Im Jahr 2024 gingen dort über 296.000 Anträge ein – mehr als in jedem anderen Schengen-Staat. Deutschland folgte mit rund 215.000, Frankreich mit etwa 151.000 Anträgen. Am wenigsten gefragt waren Estland, Lettland und Portugal.