Die anhaltenden Probleme bei der Vergabe von Schengen-Visa für türkische Staatsbürger spitzen sich weiter zu. Neben der hohen Ablehnungsquote sorgt nun auch der kaum zugängliche Terminvergabeservice für Unmut. Berichten zufolge sollen Visa-Termine inzwischen sogar auf dem Schwarzmarkt angeboten werden.
Der Leiter der EU-Delegation in Ankara, Thomas Hans Ossowski, äußerte sich nun in ungewöhnlich deutlichen Worten zu der Situation. In einem Gespräch mit türkischen Journalistinnen und Journalisten in Brüssel bezeichnete er das aktuelle Verfahren als „beschämend“ und forderte konkrete Schritte zur Verbesserung. „Es ist eine Schande für uns alle. Sogar Länder wie Kosovo – das nicht von allen EU-Staaten anerkannt wird – oder die vom Krieg gezeichnete Ukraine genießen Visafreiheit. Warum nicht die Türkei, ein strategischer NATO-Partner und EU-Beitrittskandidat?“, so Ossowski laut einem Bericht der Dünya-Zeitung.
Visa-Krise wird immer dramatischer
Seit Monaten steigt die Zahl der abgelehnten Schengen-Anträge türkischer Bürgerinnen und Bürger deutlich. Gleichzeitig wird es zunehmend schwieriger, überhaupt einen Termin zur Antragstellung zu bekommen. Bürger klagen über monatelange Wartezeiten, während Vermittlungsdienste für viel Geld schnell verfügbare Termine versprechen – ein Indiz für eine florierende Visa-Schwarzmarktwirtschaft.
Die EU erkennt das Problem inzwischen an, doch konkrete Gegenmaßnahmen lassen auf sich warten. Ossowski betonte, dass die Türkei derzeit der einzige EU-Beitrittskandidat ohne Visafreiheit sei – und das trotz intensiver wirtschaftlicher, politischer und militärischer Beziehungen. „Wie kann es sein, dass selbst Kolumbien oder Venezuela visafrei reisen dürfen, nicht aber die Türkei?“, fragte er.
Appell an Brüssel
Der EU-Vertreter forderte, den Prozess zur Visaliberalisierung mit der Türkei neu zu starten. Die momentane Situation sei nicht nur für türkische Bürger demütigend, sondern schade auch den bilateralen Beziehungen und dem gegenseitigen Vertrauen.
„Wir müssen die visafreie Einreise für türkische Bürgerinnen und Bürger endlich realisieren. Es ist höchste Zeit.“